Der zweite Teil der Artikelreihe thematisiert die gegenwärtigen Entwicklungen und Herausforderungen des Brühls. Was berichten die Unternehmer:innen? Inwiefern wurden die Pläne der Stadt Chemnitz und der Technischen Universität das Brühl-Gebiet zu „restaurieren“ umgesetzt. Kann man von einer Gentrifizierung sprechen? Wir präsentieren euch verschiedene Einblicke und Perspektiven.
Continue readingVorsätze für das Jahr 2021…22…23…24…25 – wie es mit Chemnitz als Kulturhauptstadt weitergeht
Für Chemnitz geht das Jahr 2020 vorüber, der Titel der Kulturhauptstadt 2025 bleibt. Doch mit der Umsetzung geht es erst jetzt so richtig los. Unsere Autorin Linda hat mit Lucia Schaub vom Team Chemnitz 2025 telefoniert und sich erzählen lassen, wie es nun weiter geht.
Continue readingMetamorphose des Brühls? – Eine Chronik
In Chemnitz muss man genauer hingucken, um die Diversität der Stadt kennenzulernen, das ist vielen bereits bekannt. Ein Stück Kulturszene in der oftmals verrufenen Industriestadt offenbart der Stadtteil Brühl. Das Viertel symbolisiert das erneute Aufblühen der Stadt. Der Brühl-Boulevard, einst eine florierende Einkaufsstraße, dann dem Verfall verurteilt, wurde in den letzten Jahren erneut in seiner Urbanisierung gestärkt. Auf diesem Wege eröffneten einige junge UnternehmerInnen individuelle Läden. Zudem soll der Umbau der Alten Aktienspinnerei in die Zentralbibliothek der Technischen Universität Studierende in das Stadtviertel locken . Die Bibliothek wurde im Oktober eröffnet. Grund genug dieses Stadtviertel mit seiner Geschichte, gegenwärtigen Entwicklung und seinen zukünftigen Plänen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Continue readingMo Money Mo Bikes: Wo Geld und Fahrräder verschwinden
Panama Papers, Cum-Ex und H. C. Strache – Einige Korruptionsfälle der Vergangenheit sind so dreist, dass man sie kaum für möglich hält. Doch um derartige Fälle zu finden, müssen wir gar nicht immer in andere Länder, ja nicht einmal in andere Bundesländer schauen. Seit 2003 findet am 9. Dezember jährlich der „Internationale Tag gegen Korruption“ statt. Daher geben wir euch einen kleinen Einblick zum aktuellen Stand der Korruption in Deutschland und stellen drei kuriose Fälle aus Sachsen vor.
Continue readingStay the fuck home – Aber was, wenn du kein zuhause hast?
Corona raubt uns allen in diesem Jahr die Nerven. Manchen mehr und anderen weniger. Doch eins hat der Großteil von uns gemeinsam: Wir haben ein Dach über dem Kopf, einen Ort an den wir uns zurückziehen können. Dieses Privileg ist aber nicht allen gegeben. In Deutschland leben 48.000 Menschen auf der Straße. Mit Beginn der Pandemie mussten einige Chemnitzer Organisationen ihr Angebot für Obdachlose einschränken. Wo liegen aktuell die Probleme, wie kann jede:r einzelne zu der Verbesserung der Lage beitragen und welche Veränderungen sollten wir mit in die nächsten 5 Jahre nehmen?
Continue readingDie Kandidat*innen für die Senatswahl
Keine Ahnung wen ihr wählen sollt?Hier stellen wir euch die Kandidat*innen für die Senatswahl 2020 der TU Chemnitz vor.
Continue readingHochschulwahlen an der TU Chemnitz – what?
Vom 9. bis zum einschließlich 12. November 2020 finden die vom Kanzler der TU Chemnitz ausgeschriebenen Wahlen statt. Nächste Woche habt Ihr die letzte Chance unter strenger Einhaltung von Abstand und Hygienemaßnahmen live in den Räumlichkeiten der TU Chemnitz Eure Kreuzchen zu machen.
Continue readingTreuhand: damals, heute und morgen?

1989 fiel die Mauer. Endlich konnte man den Westen aus nächster Nähe sehen – das verschlossene Land, in dem die Möglichkeiten endlos schienen. Einer der Gründe für den Fall der Mauer und somit auch des deutschen Ostens war sein ökonomischer Zusammenbruch, welcher aus der problematischen Wirtschaftspolitik der ehemaligen DDR resultierte. Die Union mit dem Westen setzte auch eine Wirtschaftsunion nach den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft voraus. Das bedeutete vor allem, die Volkseigenen Betriebe (VEB), welche ab 1948 im Rahmen der Enteignung und Verstaatlichung von Unternehmen entstanden, zu privatisieren oder stillzulegen. Eigens für diese Aufgabe wurde die sogenannte Treuhandanstalt oder auch kurz Treuhand gegründet. Die Ziele der Anstalt waren groß. So sollte diese nicht nur möglichst ertragsorientiert hohe Privatisierungserlöse erzielen, sondern auch gemeinwohlorientiert möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Die Realität sah anders aus: Fördermittel wurden missbraucht und es kam zu Fällen von Wirtschaftskriminalität. Menschen verloren nicht nur ihre Arbeit sondern ganze Existenzen gingen zugrunde – Familien brachen infolge dessen auseinander. Der Mauerfall hinterließ das Land weiterhin für viele Jahre gespalten.
Viele Familien, die ihren Ursprung in den „neuen Bundesländern“ haben, verbindet die überwiegend schmerzliche Erinnerung an das gesellschaftliche Großthema „Treuhand“. Dieser bislang wenig betrachteten Thematik nimmt sich dieses Jahr die POCHEN Biennale in Chemnitz an und will in Zusammenarbeit mit dem Museum für Werte aus Berlin der Frage „Wie schreiben sich tiefgreifende Transformationsprozesse in die Gesellschaft ein?“ nachgehen, sowie individuelle Lebensgeschichten und Anekdoten präsentieren. Mithilfe der multimedialen Kunst als Sprachform für lokale Geschichten und Schicksale sollen Räume zur Reflexion sowie Dialoge und Diskurse entstehen. So können ohne Worte intensive persönliche Erfahrungen und Emotionen durch Kunst für die BesucherInnen erlebbar gemacht werden. In der Ausstellung wird besonders die Wirkungsgeschichte der Treuhand in der Gegenwart und Zukunft betrachtet. Dabei wird sich in den Werken viel mit Sprache auseinandergesetzt: Terminologien – Sätze, Sprüche und Kampagnen – die sich in die Köpfe der BürgerInnen eingebrannt haben, sind beispielsweise Teil der Arbeit Liquidieren von Ute Richter, welche Synonyme für das Verb „liquidieren“ auflistet. Außerdem findet man viele (absurde) Maschinen in der Ausstellung, die symbolisch für die Geschichten der verloren gegangenen Werkstätten der Betriebe und Unternehmen stehen. In 21 Druckgrafiken des Werkes Faustpfad, Treuhand und die unsichtbare Hand stellt Andreas Siekmann den historischen Ablauf der Jahre 1990 bis 1994 in Piktogrammen dar und bringt so Aspekte von ökonomischen Prozessen ins Bild, die zu komplex sind, als dass die betroffenen BürgerInnen sie hätten verstehen können und somit im Dunkeln gelassen wurden. In mehreren freien Arbeiten wird deutlich, dass Veränderungsprozesse die Gesellschaft bis heute begleiten und das Leben gestalten. Sie zeigen auch, dass diese Prozesse nicht nur lokal gebunden sind, sondern auch Andere betreffen, weshalb die Ausstellung auch durch KünstlerInnen aus Griechenland, Russland, Slowenien und Italien in einen internationalen Kontext gesetzt wird.
Ein weiterer Teil erzählt Geschichten aus der Region. Lokale Personen wurden eingebunden und eine Reflexionsfläche geboten, aber auch ein Diskussionspodium.
Ich bin mir sicher, dass viele beim Lesen des Titels eher wenig Bezugspunkte zu sich und zu ihrem unmittelbaren Umfeld gesehen haben. Ich bin mir auch sicher, dass sich dieses Gefühl innerhalb der weiteren Zeilen verstärkt hat. Daher möchte nicht nur ich, sondern auch das Team der POCHEN Biennale, zeigen, dass das geschichtliche Überthema Treuhand auch für die junge Generation wichtig bleibt und in Zukunft Bedeutung finden wird: Sabine Maria Schmidt, Kuratorin der Ausstellung, ist der Meinung, dass es überhaupt erstmal wichtig ist „Ausstellungen zu besuchen, um wahrzunehmen, was in einer Stadt gemacht wird“. Auch Ökonomie und Ökologie sind wichtige Themen für die Zukunft und werden oft von anderen Themen überlagert, sagt sie. Benjamin Gruner, der die Leitung der POCHEN Biennale übernimmt, sieht die Auseinandersetzung mit der Treuhandanstalt als „Reflexionsmoment, warum der Lebensraum so ist wie er ist“. Denn die junge Generation erlebt Ostdeutschland anders als Westdeutschland und umgekehrt. Veränderungen und Transformationen sind Prozesse, die immer am Laufen sind. Auch jetzt während der Corona-Pandemie. Man sollte diese Phasen des Umbruchs als Gestaltungsprozess wahrnehmen und als Chance sehen, mit mehr Selbstbewusstsein Wünsche und Forderungen zu formulieren und zu kommunizieren, was für einen lebenswerten Raum gebraucht wird. Kurator Olaf Bender erinnerte sich an seine Jugend, als der Zweite Weltkrieg aufgearbeitet wurde und erst heute verstanden hat, dass unter der Oberfläche ganz andere Aspekte eine Rolle spielen: Es geht um die Vermittlung ganz bestimmter Erfahrungen. Denn „wenn man sich nicht zu Wort meldet und einfordert, was man möchte, dann wird einem unterm Arsch alles weggeklaut.“ Die Ausstellung soll dazu ermutigen, unsere Stimmen zu ergreifen, denn wenn wir das nicht tun, tun es andere und verkaufen es als unsere Meinung. Jan Stassen vom Museum für Werte musste feststellen, dass „der Schmerz größer ist, als man denkt“. Darüber zu sprechen ist wichtig, denn viele Identitäten leben heute unter uns und tragen diesen Schmerz mit sich.
Also: sprecht mit euren Familien über ihre Vergangenheit, denn nur so kann ein Verständnis für ihr Schicksal und das eurer Familie gewonnen werden. Und wenn ihr vielleicht aus dem Westen kommt, hoffe ich, dass ihr einen Anreiz gefunden habt euch die Geschichte der Region, in der ihr lebt, kennenzulernen.
Bis Sonntag, 1. November 2020, könnt ihr noch die Ausstellung im Wirkbau besuchen und euch mithilfe multimedialer Kunst auf eine Reise in die Vergangenheit, durch die Gegenwart und in die Zukunft begeben.
Text und Foto: Linda Kolodjuk
Wie wird Chemnitz Kulturhauptstadt? – Das Cheat Sheet

Grafik: Julia Küttner
Der OB-Wahl-Check
Am 20 September können die Chemnitzer*innen ihre Stimme für die städtische Oberbürgermeisterwahl abgeben. Folgende Kandidat*innen gehen in´s Rennen:
– Almut Patt – CDU
– Sven Schulze – SPD
– Volkmar Zschocke – Bündnis 90/Die Grünen
– Susanne Schaper – Die Linke
– Paul Vogel – Die Partei
– Matthias Eberlein – Freie Wähler
– Lars Faßmann – parteilos
– Ulrich Oehme – AFD
– Martin Kohlmann – Pro Chemnitz
In den letzten 14 Jahren übernahm Barbara Ludwig von der SPD das Amt als Oberbürgermeisterin in Chemnitz. Wir sind gespannt, wer zukünftig in Karl-Marx-Stadt den Ton angeben wird. Da der Wahlkampf durch die Corona-Pandemie nicht wie sonst stattfinden konnte, wollen wir euch hier die einzelnen Kandidat*innen genauer vorstellen.
Almut Patt, CDU – Rechtsanwältin

„Chemnitz – Stark, Sicher, Solidarisch“. Mit diesem Wahlspruch geht Almut Patt von der CDU in das Rennen um die Oberbürgermeisterwahl in Chemnitz. Die Anwältin für Familienrecht ist seit 2003 Mitglied der christlich-demokratischen Partei und sitzt seit mehreren Jahren im Chemnitzer Stadtrat. Patt steht nach eigenen Angaben für eine stabile Mitte, die solidarisch agiert. In diesem Sinne legt sie ihren Fokus auf die Aspekte: Familie, Gemeinschaft, Wohlstand und Sicherheit. Die 51-jährige sieht in der Stadt Chemnitz großes Potential, dass sie durch wirtschaftliche Neuerungen (z.B. Bürokratieabbau) und die Stärkung des Miteinanders ausschöpfen möchte. Patt versteht sich selbst als Vermittlerin, die fern von Hetze, den wachsenden Spalt in der Chemnitzer Bürgerschaft schließen will. In puncto Migration vertritt sie die Auffassung: „Fördern und Fordern“. Viele konkrete Integrationsmaßnahmen lassen sich in ihrem Wahlprogramm allerdings nicht finden, stattdessen ist die Rede von „Ghettobildung-Vermeidung“ und „Minderung des Aggressionspotentiales“. Patt ist unter anderem Mitglied in den Kunstsammlungen Chemnitz, der Städtischen Musikschule, dem Industriemuseum und der Caritas.
Susanne Schaper, DIE LINKE – Diplom-Pflegewirtin (FH)

Susanne Schaper tritt bei der Oberbürgermeisterwahl in Chemnitz für DIE LINKE an. Die gebürtige Karl-Marx-Städterin arbeitet bereits seit 2009 im Chemnitzer Stadtrat und seit 2014 als Landtagsabgeordnete für DIE LINKE. Schaper ist gelernte Diplom-Pflegewirtin und engagiert sich seit mehreren Jahren im „Tierschutzverein Chemnitz und Umgebung e.V“ sowie im „Netzwerk für Integration und Zukunft e. V“. Als Oberbürgermeisterin möchte Sie in Chemnitz einiges verändern. Sie setzt sich unter anderem für moderne Stadtteilzentren (z.B. Post-u. Bankfilialen in allen Stadt- u. Ortsteilen), direkte Demokratie (z.B. Bürgerentscheide), Solidarität (statt Hetze u. Gewalt) und Kulturförderung ein. Die 42-jährige möchte in Chemnitz mehr Raum für Kunst, Kreativität und Kultur schaffen. Außerdem spricht sie sich für Umwelt- und Klimaschutz aus – Ihr Motto: „Bäume statt Beton“. In diesem Sinne unterstützt Schaper den Ausbau des Chemnitzer-Modells und die Einführung des 365-Euro-Jahres-Tickets. Mit ihrem 7 Punkte-Programm will sie eine lebenswerte, tolerante und bunte Stadt schaffen, die allen Menschen ein sicheres Zuhause bietet.
Sven Schulze, SPD – Finanzbürgermeister

Sven Schulze ist der neue SPD-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt in Chemnitz. Der 48-jährige möchte seine Kollegin Barbara Ludwig (SPD) beerben, die seit 2006 den Posten innehatte. Schulze studierte Betriebswirtschaft an der TU-Chemnitz und ist seit 2015 Finanzbürgermeister. Seine Mission: „Chemnitz auch künftig solide, verlässlich und erfolgreich führen“. Dafür möchte der Sozialdemokrat den städtischen Zusammenhalt stärken und eine Heimat für jedermann schaffen. Weiterhin setzt er auf umweltgerechte Mobilität (z.B. Chemnitzer Modell, Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr u. sichere Rad- u. Fußwege), Digitalisierung (z.B. moderne Technik für Schulen) und Sport- sowie Kulturförderung (z.B. Sportforum u. Kulturhauptstadtprojekt stärken). Sein Augenmerk liegt auf wirtschaftlichen Faktoren – Schulze setzt auf kommunale Investitionen, Forschungsförderung durch Bund u. Land sowie eine enge Zusammenarbeit mit der TU-Chemnitz. Der ehemalige Finanzbürgermeister macht sich außerdem Gedanken um das Stadtbild. Er möchte Baulücken schließen und neue Grün- und Erholungsflächen schaffen, die der Allgemeinheit zu Gute kommen sollen. Sauberkeit und Ordnung spielen für Schulze eine wesentliche Rolle, dazu plant er eine Bürger App, die den Chemnitzern die Möglichkeit bietet, Verschmutzungen u. Beschädigungen zu melden. Der SPD-Mann verfolgt einen moderierenden und ausgleichenden Ansatz, der verschiedene Meinungen – auch über Parteigrenzen hinweg – berücksichtigt.
Volkmar Zschocke, Bündnis 90/Die Grünen – Landtagsabgeordneter

Volkmar Zschocke könnte der erste grüne Oberbürgermeister in Chemnitz werden. Der 51-jährige steht für eine Politik der Achtsamkeit, die sich für verschiedene Generationen & Kulturen sowie Natur- und Umweltschutz stark macht. Zschocke ist gelernter Werkzeugmacher und Sozialpädagoge. Von 1994 bis 2010 war er im Chemnitzer Stadtrat tätig und seit 2014 arbeitet er als Landtagsabgeordneter für die Grünen. Seine Wünsche für Chemnitz: Kooperationen statt Wettbewerb, Wirtschaft mit Perspektive und städtischer Zusammenhalt. Darunter stellt sich der gebürtige Chemnitzer konkret folgendes vor: regionale Kooperationen bezüglich des städtischen Ernährungssystems (z.B. regionale Verarbeitungs- u. Vermarktungsstrukturen, Urban Gardening), vernetzte Mobilität, Digitalisierung, Energiewende, Wandel der Automobilindustrie, politische Teilhabe und eine Stärkung des Gemeinwesens. Zschocke hat die Vielfältigkeit & Wandelbarkeit von Chemnitz erkannt und möchte die Kreativität der Menschen, die verschiedenen Vereine und Initiativen, das Kunst- und Kulturleben sowie das Stadtgrün bewahren und weiterentwickeln. Seine Vision für Chemnitz: intakte Grünräume statt Brachflächen sowie energie- und ressourceneffiziente Siedlungsstrukturen und Gebäude. Passend dazu engagiert sich der Abgeordnete unter anderem beim Naturschutzbund Erzgebirge (NABU) und beim adfc Sachsen e.V.
Ulrich Oehme, AfD* – Diplom-Ingenieur
Ulrich Oehme von der AfD meint „den richtigen Weg für Chemnitz“ zu kennen und kandidiert ebenfalls für das städtische Oberbürgermeisteramt. Oehme ist gelernter Diplom-Ingenieur und seit 2017 Bundestagsabgeordneter für die AFD. Er ist außerdem Mitbegründer des scheinbar aufgelösten neofaschistischen „Flügels“ der AFD und hat Verbindungen zu Rechten, Pro-Chemnitz und dem III. Weg. Der 60-jährige strebt wirtschaftliche Entwicklungen in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Chemnitz, den Ausbau des Nahverkehrs (z.B. neue Busverbindungen, Ausbau Chemnitzer Modells) und eine Verbesserung der Gesundheitspolitik (z.B. Ansiedlungsprämien für Ärzte) an. Des Weiteren möchte er Sportvereine und Kulturprojekte fördern. Oehme betont, dass extremistische Kultur keinen Platz in Chemnitz hat – welche Projekte er damit konkret meint, lässt der Abgeordnete offen. Dennoch ist mittlerweile bekannt, dass Oehme dem Alternativen Jugendzentrum (AJZ) wichtige finanzielle Mittel streichen will. Der gebürtige Chemnitzer setzt sich nach eigenen Angaben für Heimatschutz, soziale Geborgenheit und ein vertrauensvolles Miteinander ein. Von „Sprech- oder Denkverboten“ hält der AfD Politiker nichts und wünscht sich die politische Teilhabe von allen Chemnitzern. Recht und Ordnung schreibt er groß: er verspricht den Chemnitzern Sicherheit, einen aufgestockten Stadtordnungsdienst und die Überprüfung des Asylkonzeptes. Oehme zufolge haben die Entscheidungen von 2015 zu einer erhöhten Kriminalitätsrate und steigenden Straftaten geführt. Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) von Deutschland kann diese subjektive Einschätzung widerlegen.
*Wir als RABBAZ sind keine Plattform für Hetze und Gewalt – dennoch haben wir uns dazu entschieden Ulrich Oehme (AFD) und sein Wahlprogramm vorzustellen, da wir es als unabdingbar ansehen, über sein rechtes Gedankengut und seine Verbindungen in´s rechtsextreme Milieu zu informieren.
Lars Faßmann, parteilos – Unternehmer

Lars Faßmann möchte in Chemnitz „Mehr wagen, Mehr ermöglichen, Mehr erreichen“. Deshalb tritt der IT-Unternehmer als parteiloser Kandidat bei der Oberbürgermeisterwahl am 20. September an. Der 42-jährige gründete bereits während seines Wirtschaftsinformatik-Studiums an der TU-Chemnitz sein eigenes Start-Up „chemmedia“. Weiterhin vertritt Faßmann als Mitbegründer von Kreative Deutschland die Interessen von rund 1,7 Millionen Kreativunternehmen (darunter z.B. Schauspielern, Designer, Musikern etc.). Damit nicht genug – saniert der gebürtige Sachse denkmalgeschützte Häuser in Chemnitz und gibt Start-Ups, Künstlern und Vereinen die Möglichkeit, diese zu nutzen. Faßmann sieht sich in Chemnitz als Gestalter und Ermöglicher – in diesem Sinne möchte er einen Wandel in der Politik erzeugen, der dazu führt, dass die Mauern zwischen der städtischen Verwaltung und der Bürgerschaft abgebaut werden. Offene, mutige und transparente Organisation soll die Chemnitzer zum Mitmachen, Mitgestalten und Miteinander bewegen. Dadurch sollen gesellschaftliche und regionale Zukunftsprojekte entstehen, die Chemnitz voranbringen. Faßmann war bereits von 2014-2019 im Chemnitzer Stadtrat tätig und tritt seitdem für Sport- u. Kulturförderung (z.B. Fördergelder u. Innstandhaltung), Umweltschutz (z.B. Braunkohleausstieg), Wirtschaftsstärkung (z.B. Digitalisierung, Einbezug TU-Chemnitz) und moderne Stadtentwicklung (z.B. Innenstadt aufwerten mit neuer Gastronomie, Freizeitangeboten u. Kultur) ein. Außerdem möchte er in Chemnitz den Zusammenhalt stärken und Integration zur Gemeinschaftsaufgabe machen. Zum Thema Mobilität äußert sich der Unternehmer ebenfalls: Faßmann hält ein flächendeckendes Angebot von öffentlichem Nahverkehr, nicht für finanzierbar – sein Gegenvorschlag: Carsharing und Rufbusse.
Paul Vogel, Die PARTEI – Diplom-Ingenieur

Paul Vogel von Die PARTEI – besser bekannt als der Vogel unter den Vögeln – geht als jüngster Kandidat in das Rennen um die Oberbürgermeisterwahl in Chemnitz. Der Diplom Prozess Ingenieur ist seit 2015 Mitglieder von Die PARTEI und aktuell Landesgeschäftsführer in Sachsen. Vogel erkennt in Chemnitz großes Potential und möchte insbesondere den Standort als Universitätsstadt nutzen. Die TU Chemnitz bietet, dem 29-jährigen zu Folge, viele Möglichkeiten und Chancen, die bis jetzt zu wenig ausgeschöpft wurden. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Neuerungen, die an der Universität zum Beispiel in den Bereichen erneuerbare Energien (z.B. Solartechnik, Wasserstoffantrieb) und Gerontopsychologie (z.B. Altenheimkonzepte) erzielt wurden, sollten dazu genutzt werden, die Stadt Chemnitz voranzubringen. Vogel möchte die TU Chemnitz daher stärker mit regionalen Unternehmen und der eigenen Stadtverwaltung vernetzen. Weitere Aufgabenfelder sieht er bei den Themen: Klimawandel (z.B. mehr Grün weniger Asphalt, regenerative Energien), Verkehr (z.B. kostenlose Nutzung ÖPNV), Stadtentwicklung (z.B. Infrastruktur) und Gesellschaft (z.B. Bürgerbeteiligung). Eine Stadtbelebung, die Kunst-, Sport- und Kulturangebote sowie gesellschaftliche Beteiligung miteinbezieht, sieht der junge Politiker in Chemnitz als unabdingbar an. Dazu möchte er die Chemnitzer stärker in die Entscheidungsfindung und das Stadtgeschehen einbeziehen – seine Devise: Kommunikation, Transparenz und Partizipation. Vogel zeigt sich experimentierfreudig und schlägt neue Konzepte bzgl. Mobilität (z.B. Fahrrad statt Auto), Flächennutzung (z.B. Straßensystem aufgeben) und Bildung (z.B. neue Ausbildungskonzepte) vor. Bei allen seinen Ideen möchte er stets erreichen, dass Chemnitz attraktiver für Jung und Alt wird.
Matthias Eberlein, Freie Wähler – Diplom Kaufmann

Matthias Eberlein kandidiert für die Freien Wähler bei der Oberbürgermeisterwahl in Chemnitz. Der gebürtige Karl-Marx-Städter studierte an der TU-Chemnitz Betriebswirtschaftslehre und arbeitet mittlerweile als Diplom-Kaufmann. Als Oberbürgermeister möchte er Chemnitz mit „Herz und Kopf noch besser machen“. Die Schwerpunkte des 50-jährigen liegen bei den Themen: Familie (z.B. Babybegrüßungsgeld), Mobilität (z.B. Anbindung an Fernnetz), Stadtentwicklung (z.B. Erhalt statt Neubau), Sauberkeit/Sicherheit/Ordnung (z.B. Grünflächen- u. Straßenpflege, Verdopplung der Polizeibehörde), medizinische Versorgung (z.B. Polikliniken), Bildung (z.B. TU stärken) und Bürgernähe (z.B. Bürgerservicestellen). Eberlein legt großen Wert darauf, das äußere Erscheinungsbild von Chemnitz aufzupolieren, um der Stadt bundesweit und international mehr Möglichkeiten einzuräumen sowie die Lebensqualität der Chemnitzer zu verbessern. Der Freie Wähler möchte investieren, erhalten und verschönern.
Martin Kohlmann – PRO CHEMNITZ* – Rechtsanwalt

Martin Kohlmann ist Teil der rechtspopulistischen Wählervereinigung Pro-Chemnitz. Der 43-jährige, der seit mehreren Jahren Vorsitzender der Pro-Chemnitz-Fraktion im Stadtrat ist, kandidiert aktuell für das Oberbürgermeisteramt. Bekanntheit erlangte der Rechtsanwalt durch fremdenfeindliche Aussagen, wie zum Beispiel: „Vergleichen Sie nie wieder die heutigen Asylbewerber mit unseren Landsleuten, die damals 1945 vor Ihrer Räuberbande geflüchtet sind!“ und durch die Verteidigung von rechtsradikalen Straftätern sowie Reichsbürgern (z.B. Adrian Ursache). Sein Wahlprogramm für Chemnitz: mehr Sicherheit durch „Rückfahrkarten“ für ausländische Straftäter, kein Steuergeld für linke Ideologen, Rettung des CFC´s, Bürokratieabbau und die Beendigung staatlicher Bevormundung. Außerdem spricht sich der gebürtige Chemnitzer gegen die Bewerbung von Chemnitz als Kulturhauptstadt aus. Kohlmann sieht in dem Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ keinen Mehrwert und beklagt stattdessen das Geld, dass die Stadt für die Bewerbung in die Hand genommen hat. Martin Kohlmann hat Verbindungen zu der neo-nationalistischen Szene in der Region Chemnitz und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.
*Wir als Rabbaz sind keine Plattform für Hetze und Gewalt – dennoch haben wir uns dazu entschieden Martin Kohlmann (Pro-Chemnitz) und sein Wahlprogramm vorzustellen, da wir es als unabdingbar ansehen über den Rechtspopulisten und seine rassistische Werthaltung zu informieren.
Text: Laura Naumann und Sibel Nergiz
Illustrationen: Julia Küttner