Nasskalt.

*****Triggerwarnung: Psychische Erkrankungen, Depression*****

Hier ist er. Der Winter. Lange Nächte, kurze Tage. Die Farbe des Himmels wechselt die Grautöne, die Lage des Wetters wechselt zwischen bewölkt, windig, Schneeregen und Schnee. Ich starre durch das Fenster nach draußen und mache eine gedankliche Notiz, meine Tageslichtlampe zu reaktivieren.

 

“Mit Beginn des Novembers fühle ich mich auf seltsame Weise zu dem dunklen Teil meiner Garderobe hingezogen. Ich habe viel zu tun, aber bleibe lieber liegen. Statt nach dem ersten Klingeln des Weckers aufzustehen, drücke ich die Schlummertaste 100 mal und prokrastiniere so lang vor mich hin bis ich mir einreden kann, dass es eh nicht mehr viel bringen würde noch mit Unisachen anzufangen. Meine Konzentrationsfähigkeit sinkt auf ein Minimum, mein Kopf fühlt sich an als wäre er statt mit grauen und weißen Zellen mit Watte ausgekleidet. 

Der Drang nach Veränderung wächst. Haare färben? Piercing? Tattoo? Küche renovieren? Neue Gardinen im Schlafzimmer? Ach, warum nicht einfach alles zusammen?  Mit der Umgestaltung äußerer Umstände bzw. meiner äußeren Entscheidung verdränge ich meine eigentliche Unzufriedenheit, die sich aus den Tiefen meiner inneren Abgründe langsam nach außen frisst. Sie nagt, sie knabbert, sie kaut auf meiner Lebkuchenhausfassade herum. Die Löcher kann ich nur noch schlecht mit ein bisschen Puderzuckerguss und Gummibärchen flicken. Aber wer mein Haus kennt, weiß, dass die Fassade bröckelt. Fragen wie: “Wie geht`s dir?” oder “Alles in Ordnung?” kann ich nicht mehr weglächeln oder übergehen. Komplimente wie “Du siehst viel lebendiger aus!” nicke ich ab und denke mir meinen Teil. Ich fühle mich nicht lebendig. Das hier fühlt sich auch nicht wie mein Leben an, sondern nur so, als würde ich zusehen, daneben stehen und ein paar unqualifizierte Bemerkungen aus dem Off machen. Fühlen ist auch das falsche Wort. Ich fühle auch nichts mehr. Jedenfalls nicht so wie vorher. Vielleicht habe ich auch den Zugang zu meinen Gefühlen verloren. Ich weiß es nicht. Es ist alles so wie das Wetter, kurze Tage, lange Nächte, wechselnde Grautöne.”

Frau Krause schaut erst meine Betreuerin, dann mich an. Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt, aber auffallend leer. Sie liegen tief in den Höhlen, ihre Wangen sind eingefallen. Sie sitzt nach vorn gebeugt, eher geknickt auf ihrem Stuhl, die Hände liegen in ihrem Schoß, sie nestelt an ihren Fingern herum. Der Monolog war die Antwort auf die Frage warum sie hier sei. Mit “hier” ist die ambulante psychotherapeutische Praxis gemeint, in der ich aktuell mein Praktikum absolviere. Frau Krause ist in einem ähnlichen Alter, irgendwo Anfang 20, irgendwo zwischen Studium, Nebenjob und WG- Leben. Wenn Frau Krause und ich uns nicht hier kennengelernt hätten, dann sicher auf einer Feier in einem der Studiclubs am Campus. Frau Krause und ich hätten Freundinnen sein können. 

Aber hier sitzen wir. Drei Frauen in einem Raum, ein Zettel, ein Stift, eine Box mit Taschentüchern, eine Monstera in der Ecke. Man sieht Frau Krause an, dass es ihr nicht gut geht, wenn man ein bisschen Ahnung hat. Die im Raum stehende Scham ist erdrückend. Frau Krause schämt sich dafür, hier zu sitzen. Bei Menschen, die ihr helfen können. Sie schämt sich, dass sie professionelle Hilfe bei ihren Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen, in ihrem Alltag braucht. 

So viele Menschen schämen sich dafür, obwohl es ganz normal ist. So viele Menschen fühlen sich anders, nicht “normal” und wie ein Fehler im System. Scham und psychische Erkrankungen gehen Hand in Hand. Physische Erkrankungen hingegen sind komplett akzeptiert. Es ist vollkommen normal, sich bei Erkältungen, verstauchten Knöcheln oder Rückenschmerzen professionelle Hilfe zu suchen. Niemand hinterfragt einen Gips, alle wollen darauf unterschreiben. Bei psychischen Erkrankungen sieht das ganz anders aus: ungewollte, unempathische Fragen oder Bemerkungen wie “Ach, aber dir gehts doch gut. Sei nicht so undankbar”, oder “steh halt einfach eher auf und geh zum Sport” sind Gang und Gebe. Vermeintliche Ursachenfaktoren: falsche Ernährung, fehlende Vitamine, zu wenig Sport und mein absoluter Favorit bei Kindern und Jugendlichen: das Handy. Während all diese Dinge zur Entstehung einer psychischen Erkrankung beitragen können, so gibt es aber nicht DEN EINZIGEN FAKTOR, auf den alles zurückzuführen ist. Es ist eher wie beim Schach: am Anfang geht der Bauer verloren, irgendwann die Pferde, dann der Turm, die Dame und zack: Schachmatt. Aber wie auch bei einem Schachspiel ist der Weg dahin nicht immer gleich und verallgemeinerbar, deshalb sind auch die Lösungen nicht trivial und einfach. 

“Good Vibes Only” ist das Motto dieser Zeit. Es blinkt mir täglich entgegen und ist so toxisch, dass ich mich übergeben möchte. Es trägt dazu bei, dass Menschen sich noch schlechter fühlen. Sie fühlen sich schlecht, weil sie sich schlecht fühlen. Meta-schlecht quasi. Das Empfinden einer ständigen Glückseligkeit ist jedoch utopisch. In einer Gesellschaft, die das ständige Glücklichsein mit permanenten Urlaubsgefühlen als die Normalität anpreist und im Gegenzug den Menschen durch Leistung definiert, ist es wirklich nicht verwunderlich, dass Menschen nicht über ihre Gefühle sprechen wollen, sie verdrängen, sich vor ihnen verschließen und sich selbst belügen. Die Frage nach dem Befinden wird automatisch mit “gut” beantwortet und im schlimmsten aller Fälle mit “passt schon”. Es wird selten nachgefragt und wenn, dann bestehen Antworten aus Ausreden wie “Ach, der ganz normale Wahnsinn” oder “Stress auf der Arbeit”. Die Blicke oder allein die Angst vor den Blicken und Reaktionen der Mitmenschen reichen aus, um die Abwesenheit des Wohlbefindens mit sich selbst auszumachen. Niemand möchte als “verrückt” abgestempelt werden. Heute benutzt man Worte wie “Klapse” oder “Irrenhaus” zwar nicht mehr so oft, jedenfalls nicht in meiner Generation, aber die Vorurteile über psychische Erkrankungen sind tief verwurzelt. Die Aufklärung und Edukation erfolgt nur spärlich und qualitativ auf einem Niveau, das der Moderne nicht angemessen ist. Auch die mediale Auseinandersetzung mit dem Themenbereich ist mehr als dürftig. Reportagen sind einseitig. In den Nachrichten sind nur die schlimmsten aller Ausprägungen psychischer Erkrankungen zu erleben. Psychische Erkrankungen werden über einen Kamm geschert, verallgemeinert und nicht differenziert genug betrachtet. Menschen werden in Schubladen gesteckt, in die sie nicht passen. Kein Wunder also, dass die Scham so groß ist.

Allerdings erstreckt sich unser Gefühlsspektrum nicht ausschließlich in das Positive, sondern eben auch in das Negative. Wenn man sich die Basisemotionen nach Ekman anschaut, dann überwiegen sie sogar. Von den sechs Grundpfeilern unserer Gefühlswelt (jedenfalls nach Ekman) befinden sich zwei auf dem positiven Spektrum: Freude und Überraschung, wobei die Überraschung auch nicht immer gut sein muss. Die anderen – Angst, Trauer, Wut und Ekel, sind in unserer heutigen Gesellschaft negativ konnotiert. Dabei kommt den Gefühlen eine große Bedeutung zu: sie sind Indikatoren für das Überleben. Während wir heute vielleicht nicht mehr vor Säbelzahntigern wegrennen müssen, so jagen uns andere Dinge schreckliche Angst ein. Die Zukunft ist es zum Beispiel bei mir. Mein Studium neigt sich dem Ende entgegen und ich weiß absolut nicht, in welche Richtung ich will – weder geografisch noch fachlich. Die Welt steht mir mehr oder weniger offen, es gibt zu viel Auswahl und gleichzeitig sehe ich am Ende des Studiumtunnels die Arbeitswelt ihre Zähne blecken. Ich bin sicher, Frau Krause geht es ähnlich. Wie gern würde ich ihr sagen, dass ich sie verstehe. Ich kann ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Gerade jetzt im Winter. Lange Nächte, kurze Tage. Die Farbe des Himmels wechselt die Grautöne, die Lage des Wetters und meiner Stimmung wechselt zwischen bewölkt, windig, Schneeregen und Schnee. 

“Frau Krause, Sie sind nicht allein auf der Welt mit ihren Problemen”, als könnte meine Betreuerin meine Gedanken lesen, “es geht vielen Menschen ähnlich. Ganz viele Menschen haben mit ähnlichen Symptomen zu kämpfen. Das Gute ist aber, dass wir Ihnen helfen können. Sie sind die ersten Schritte gegangen. Gemeinsam schaffen wir das”. 

Sie sieht uns in einer Mischung aus Unglauben, Trauer und Verlorenheit an. Gedankenschwere, Gedankenkreisen, Gedankenspiralen schwingen in ihren Blicken mit. Sie bleibt still, schnieft kurz und nickt dann kaum merklich während Schneeflocken beginnen zu fallen. “Ich hasse Schnee und Kälte”, murmelt sie vor sich hin und die drei Frauen im Raum wissen, dass damit nicht nur das Wetter gemeint ist. 

Text: Ilka Reichelt

Bild: Francesco Ungaro

Anmerkungen:

Die Charaktere und Dialoge sind fiktiv. Sie sind lediglich an eigene Erfahrungen angelehnt.

Sollte es Dir momentan nicht gut gehen und du Hilfe benötigen, so kannst Du dich zunächst an wichtige Notfalltelefone wenden oder bei der Telefonseelsorge melden.

Brückentagsexildeutsche

„Ich hoffe so sehr, dass wir reinkommen!“

– „Meinst du unsere Chancen stehen gut? Darauf freu’ ich mich schon so lange!“

„Die Schlange ist mega lang, aber lass mal trotzdem anstellen, wir kommen schon irgendwie rein.“

– „Das wird UNSERE Nacht“

Die Berliner Clubszene wird behandelt wie ein elitärer Club, dem man nur beitreten kann, wenn man nicht nur sein Erstgeborenes in die schützenden Hände des Türstehers gibt. Einer Szene, die sich vor allem durch Wochenendtouristen, Feiertagspendler und Brückentagsexildeutsche kennzeichnet, wird auf den Thron der vollkommenen Glückseligkeit gehoben. Gekrönt wird der überzogene Hype durch obengenannte Dialoge, die einem das Gefühl geben, man würde für etwas anderes anstehen, als die fünf bis zwölf Stunden Tanzwut für die man sich eben in einen Schuppen drängt, der viel zu laut, viel zu voll und vor allem mit komischen Leuten ausgestattet ist. Aber was macht man nicht alles um seine kurze Zeit der Jugend und Unvollkommenheit zu zelebrieren.

Das „Malle ist nur einmal im Jahr“ des noch viel kleineren Mannes findet hier seinen Höhepunkt. Statt sich wie die anderen Atzen in der prallen Sonne einer Mittelmeerinsel deiner Wahl volllaufen zu lassen, machst du es klüger. Du bleibst in Deutschland und folgst dem Puls der Zeit. Immer im Beat der Bassline in Richtung Club vor dem du unglücklicherweise deine gesamten Teen- und Twen-Kompanen direkt wieder begrüßen kannst. Wie es sich für die ultimative Berlin-Experience gehört, ist das Hostel direkt in Club-Nähe gebucht. Denn dieses Wochenende gehört dir. Du willst verrückt sein und deiner gewonnen Anonymität frönen. Dein Ziel: Einmal so feiern, wiees hier alle machen. Jeden Tag.

Mit viel Glitzer, gefakter Individualität und Konsum verschiedenster Substanzen wird die Persönlichkeit herausgekratzt, von der du selbst nicht mal wusstest, dass du sie in dir trägst. Aber nun gut, auch dir sei gegönnt deine 48 Stunden „Crazyness“ – wie die coolen Kids es nennen – zu leben. Spätestens dienstags geht der Zug zurück und mit ausgelutschten Phrasen à la „Was in Berlin passiert, bleibt in Berlin“ fährt dich der IC direkt zurück zu deinem/r Freund*in ins geliebte Eigenheim back to Boring-Town. Doch wenn man ehrlich ist, welche Stadt würde sich besser eignen, um in der Anonymität unterzugehen und die Party-Nacht für sich tanzen zu lassen? Mit offener Drogen- und Türpolitik sollte einem Sommernachtstraum doch nichts im Wege stehen.

Anders als in den Scheunendiskos deiner Stadt wird hier zum Drop nicht in den Moshpit gesprungen, laut gegrölt oder die nächste Runde Mexikaner geordert. Dein Publikum für heute Nacht ist durchzogen von Alltagsgeflüchteten aus den Dörfern deiner Gegend und den immerwährenden Stammgästen. Klar zu unterscheiden: Die einen labern dich in der Schlange voll und fragen dich wie ihre Chancen stehen hier „abgehen“ zu können, während die anderen vollkommen unbeeindruckt ihre 15 Minuten warten, bis man sich mit einem „Jo danke, bis später“ am Türsteher vorbeidrückt und sich für die Nacht verabschiedet.

Gehen wir einen Schritt weiter: endlich drin. Du hast es geschafft! Glückwunsch. Gut gemacht. Aber anders als du denkst, geht hier nicht die Party ab, von der du gehofft hattest, sie vorzufinden. Keiner klatscht, singt oder springt. Komisch. Die Bassdrum kickt dir so hart ins Zwerchfell, dass du in der Kombination mit der eindringlichen Lichtshow kurz glaubst, spontan Farben hören zu können. Aber das ist erst der Anfang, mein Schatz. Daran gewöhnt, kippt man sich die ersten fünf bis zehn alkoholische Getränke rein, während dir ein Blick zur Seite verrät, dass alle anderen nur Wasser trinken. Aber das soll dich heute Nacht nicht stören, du bist zum Feiern hier und wenn dir was Hübsches vor die Flinte läuft, geht da sicherlich noch was.

Und genau hier fängt es an für alle anderen ätzend zu werden. Was du nämlich nicht checkst ist, dass alle anderen hier für sich sein wollen. Körperkontakt und ständiges Angelaber unerwünscht. Die dörflichen Tricks des „Von-Hinten-Antanzens“ sind absolut unangebracht. Dies ist kein elitärer Club und auch nichts Besonderes, aber bitte um Gottes willen lass deine Griffel bei dir. Im Namen des Rausches und des guten Trips lass mich hier in Ruhe tanzen. Kleiner Tipp: siehst du jemanden nur einen Dance-Move machen, die Haare immer im Takt von links nach rechts schwenkend: Lass es. Denk nicht mal dran. Alle anderen, die scheinbar noch in der Kontrolle ihres Körpers sind, von mir aus, pack deine charmanten Tricks aus und versuch die Dame oder den Mann der Nacht für dich zu gewinnen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass du dich an den Code of Conduct hältst. Der gilt im Übrigen auch auf dem Land, wo man es mit Sexismus und Belästigung nicht so genau nimmt.

Was ich eigentlich sagen will: Ich freu mich, dass du es geschafft hast, dich aus den Zwängen deines Dorfes zu befreien und eine Seite an dir entdecken möchtest, an die du nicht geglaubt hast. Aber es gibt Regeln und die wichtigste ist: Fall nicht auf. Also: kein Pöbeln, kein Wettsaufen, kein ekliges Angetatsche.

Text & Bild: Janna Meyerdeiner Gegend und den immerwährenden Stammgästen. Klar zu unterscheiden: Die einen labern dich in der Schlange voll und fragen dich wie ihre Chancen stehen hier „abgehen“ zu können, während die anderen vollkommen unbeeindruckt ihre 15 Minuten warten, bis man sich mit einem „Jo danke, bis später“ am Türsteher vorbeidrückt und sich für die Nacht verabschiedet. Gehen wir einen Schritt weiter: endlich drin. Du hast es geschafft! Glückwunsch. Gut gemacht. Aber anders als du denkst, geht hier nicht die Party ab, von der du gehofft hattest, sie vorzufinden. Keiner klatscht, singt oder springt. Komisch. Die Bassdrum kickt dir so hart ins Zwerchfell, dass du in der Kombination mit der eindringlichen Lichtshow kurz glaubst, spontan Farben hören zu können. Aber das ist erst der Anfang,mein Schatz. Daran gewöhnt, kippt man sich die ersten fünf bis zehn alkoholische Getränke rein, während dir ein Blick zur Seite verrät, dass alle anderen nur Wasser trinken. Aber das soll dich heute Nacht nicht stören, du bist zum Feiern hier und wenn dir was Hübsches vor die Flinte läuft, geht da sicherlich noch was. Und genau hier fängt es an für alle anderen ätzend zu werden. Was du nämlich nicht checkst ist, dass alle anderen hier für sich sein wollen. Körperkontakt und ständiges Angelaber unerwünscht. Die dörflichen Tricks des „Von-Hinten-Antanzens“ sind absolut unangebracht. Dies ist kein elitärer Club und auch nichts Besonderes, aber bitte um Gottes willen lass deine Griffel bei dir. Im Namen des Rausches und des guten Trips lass mich hier in Ruhe tanzen. Kleiner Tipp: siehst du jemanden nur einen Dance-Move machen, die Haare immer im Takt von links nach rechts schwenkend: Lass es. Denk nicht mal dran. Alle anderen, die scheinbar noch in der Kontrolle ihres Körpers sind, von mir aus, pack deine charmanten Tricks aus und versuch die Dame oder den Mann der Nacht für dich zu gewinnen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass du dich an den Code of Conduct hältst. Der gilt im Übrigen auch auf dem Land, wo man es mit Sexismus und Belästigung nicht so genau nimmt. Was ich eigentlich sagen will: Ich freu mich, dass du es geschafft hast, dich aus den Zwängen deines Dorfes zu befreien und eine Seite an dir entdecken möchtest, an die du nicht geglaubt hast. Aber es gibt Regeln und die wichtigste ist: Fall nicht auf. Also: kein Pöbeln, kein Wettsaufen, kein ekliges Angetatsche.

It‘s a match! – Das Chemnitzer-Kneipen-Tinder

Welche Kneipe passt zu dir?

Kneipen wissen von menschlichen Höhe- und Tiefpunkten. Sie kennen unsere Geheimnisse und Träume sowie die schönsten und traurigsten Geschichten. Kneipen sind Orte zum Verlieben, Orte an denen man sich verabschiedet und nach Jahren wieder trifft. Kneipen sind Orte an denen Erinnerungen leben.

Genau wie die Späti- oder Cafékultur ist auch das Kneipenleben noch ein etwas „wunder Punkt“ in Chemnitz. Dieser kleine Kneipen-Tinder-Test, soll euch ein bisschen auf die Sprünge helfen, euer persönliches Kneipen-Match zu finden! Viel Spaß 😀

Atmosphäre

A: Ich bin ja mit meinen Freunden unterwegs – dann stimmt die Atmosphäre meistens so oder so

B: umso verrückter, desto besser. Aber darf auch gerne random sein – Hauptsache authentisch!

C: schick und elegant

D: klassisch alternativ, hip

E: familiär und unkommerziell

F: Ist mir nicht so wichtig, wenn der Pegel stimmt, feier ich alles

Getränke

A: 100% Bierlove

B: Ist mir nicht so wichtig, mir geht es mehr darum, neue Orte zu erkunden, verschiedene Menschen zu treffen, und aus meiner Komfort-Zone zu kommen

C: Cocktails und Longdrinks in guter Qualität muss es auf jeden Fall geben

D: Meistens wirds irgendein Kultbier, Radler, ein guter Wein oder auch mal eine Bio-Limo

E: ein paar Sternis machen mich rundum glücklich

F: Ist mir nicht so wichtig, ich nehme den Abend wie er kommt, im Notfall regelt ein Späti oder Supermarkt

Lage

A: Nicht so weit weg ist optimal, sodass man ohne Sorgen lange machen kann und immer noch gemütlich nach Hause kommt

C: Ist mir eigentlich egal – für eine gute Location fahre ich gerne mal ein Stückchen weiter

D: Meine Leute und ich haben meist so unsere Stammkneipe in der Nähe

E: Mit dem Fahrrad sollte es gut erreichbar sein, wenn die Location ein bisschen im Grünen ist, wäre das optimal

B, F: Lage ist egal, ich finde es lustig und spannend ans andere Ende der Stadt zu fahren

Musik

A: ich finde es gut, wenn nostalgische Songs kommen, die mich an geeinsame Momente mit meinen Leuten erinnern

B: meine Lieblingstracks kann ich ja selbst immer hören, mir geht es darum, neue Erfahrungen zu machen. In einer kultigen Location feier ich es zum Beispiel auch, wenn die Musik einfach nur kacke ist

C: Lounge Musik, Jazz, auch gerne mal Klassik

D: Ich bin da relativ experimentierfreudig, aber gut muss die Musik auf jeden Fall sein

E: Mir ist besonders die politische Korrektheit der Songs wichtig und dass es nicht so laut ist, dass man sich nicht mehr unterhalten kann

F: Die Musik sollte motivierend und feierbar sein

Einrichtung

A: urig und gemütlich

B: trashig, kultig

C: schick und edel

D: künstlerisch, provisorisch

E: am liebsten Outdoor

F: nicht so wichtig

Preis

A: Der Bierpreis muss stimmen

B: Ich mag Trash-Locations, da sind die Preise meistens okay

C: Es kann ruhig teuer sein, wenn die Qualität stimmt – bin ja nicht da um mich hemmungslos zu betrinken

D: Für eine besondere Location und Menschen zahle ich auch mal etwas mehr

E: Ich präferiere Orte, wo man auf Spendenbasis zahlen kann

F: Wenn es zu teuer ist, hole ich mir lieber was beim Späti und ziehe weiter

Motivation

A: Spaß mit meinen Freunden haben

B: Abenteuer, Kultur, Inspiration

C: Genuss, gute Gespräche

D: Musik, interessante, stylische Leute

E: Entspannen, abschalten, gute Unterhaltungen

F: Spaß, Connections, Flirts

Gesellschaft

A, E: Ich mag familiäre Orte, wo ich enge Freunde und Bekannte treffe

B: Ich mag es, in Bars mit verschiedenen Menschen zu connecten und raus aus meiner „Freundes-Bubble“ zu kommen

C: Ich bleibe lieber im kleinen Kreis, gerne auch nur zu zweit, oder zu dritt – da entstehen die besten Unterhaltungen

D: Es ist mir wichtig, dass ich mich mit den anderen Menschen in der Bar wohlfühle, Menschen tragen sehr zur Atmosphäre bei

F: Ist mir nicht so wichtig

Auflösung:

Am Meisten A: gemütlich, gesellig & durstig – Dein Top Kneipen-Match ist das Imagine in Bernsdorf. Zweite Wahl sind Diebels Fasskeller und Moes Bar im Zentrum. Du bist eher der gemütliche Kneipengänger. Meistens bleiben du und deine Freunde den ganzen Abend am gleichen Ort und ihr zischt ein Bierchen nach dem nächsten.

Am Meisten B: Trashig, neugierig, kultig. Du gehst nicht nur in Bars um zu trinken, viel mehr siehst du das Kneipenleben als kulturelles Abenteuer. Du willst raus aus deiner Komfort-Zone, Menschen kennen lernen und andere Lebenswelten erfahren. Besonders magst du kultige Kneipen mit komischer Deko und charakterstarken Menschen. Deine Matches sind das Zietentreff auf dem Sonnenberg, Marquardts Kellerneipe auf dem Kaßberg, das Ponytail und Karaoke im Uferstrand im Zentrum nach 00:00.

Am Meisten C: stilvoll, maßvoll, genussvoll. Für diesen Typ bietet Chemnitz leider ein schmales Angebot. Es gibt jedoch eine Bar, die zu 100% deinen Geschmack trifft – die Maroon-Bar auf dem Kaßberg: Ein Altbau aus der Gründerzeit, Schicke Vintageeinrichtung, gekonnt zubereitete Cocktails und Kerzenschein lassen dein Herz höher schlagen.

Am Meisten D: Tabak & Trends. Du gibst dich gerne anspruchslos, aber eigentlich weißt du, was Kneipen angeht, genau was du willst: Ein alternativ-stylisches Ambiente, hip gekleidete Menschen und gute Musik. Deine Top Matches sind deshalb das Weltecho im Zentrum und die Balboa-Bar auf dem Brühl, oder auch das Lokomov.

Am Meisten E: entspannt, umsorgt und unkommerziell. Dein Match sind das Subbotnik in Bernsdorf und die Zukunft am Concordia-Park. Du trinkst gerne an Orten und mit Menschen, wo du dich geborgen und sicher fühlst und bist weniger der Typ für Sauf-Eskapaden. Du liebst es außerdem draußen zu sein. Ein paar Bierchen im Grünen und was Gutes im Magen, dann bist du rundum zufrieden und hast beinahe endlose Energie, bis tief in die Nacht mit politischen und philosophischen Gesprächen die Welt zu verbessern.

Am Meisten F: cornern, pöbeln, Abenteuer. Du bist der klassische Kneipen-Tour Typ. Was Bars angeht bist du eins gewiss nicht – monogam. Generell bist du gar nicht mal unbedingt so der Bar-Typ. Du liebst es, durch die Stadt zu streunen, lässt dich treiben und schaust, was der Abend so bringt. Du bist Anti Gemütlichkeit und pro Action. Deine Top-Matches sind deshalb der Späti auf dem Sonnenberg, Alanya-Döner und der City Rewe in der Stadt, das Parkhaus Deck in Bernsdorf und die Uni-Klubs.

Text: Katha von Sterni
Foto: Pixabay