Es gibt Rede- und Handlungsbedarf. Darüber, dass wir ein Rassismusproblem in unserer Gesellschaft haben. Darüber, dass jetzt jeder an der Reihe ist, seine eigenen Privilegien zu hinterfragen. Mit Hanau steht das ganze medial stark im Fokus, aber es muss mehr bleiben. Die Thematik ist klar, Diskriminierung jeder Art und Rassismus auf jeder Ebene bedeuten Opfer.
Wenn wir uns am Diskurs beteiligen wollen, müssen wir beginnen uns die simpelsten Fragen zu stellen und uns mit jeder einzeln auseinanderzusetzen. Apolitisch sein ist keine Option. Wir alle sind Teil dieser Gesellschaft und haben damit entsprechende Verpflichtungen nachzukommen. Jedes Schweigen ist ein Nein und das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Betroffenen und für unsere Demokratie! Es bedeutet, dass es nicht so schlimm ist. Auch dagegen sein reicht nicht mehr, wir müssen das Problem strukturell angehen.
Wenn wir von einer weißen Mehrheitsgesellschaft sprechen, ist das kein Angriff! Es dürfen aber nicht die immer selben Menschen sein, die im Diskurs dazu laut werden. Keiner von ihnen steht in der Pflicht, auf Grund seiner Betroffenheit zu erklären. Schafft euch die Grundlagen zum zuhören und mitreden, verhandeln und diskutieren. Das bei einem so komplexen Thema der Einstieg schwerfallen kann, stellen wir nicht in Frage.
Rassismus ist nicht immer Vorsatz und nicht nur das grausame Verbrechen eines Individuums. Um Rassismus zu entlarven und aktiv eine Veränderung herbeizuführen, braucht es einem neuen Umgang mit der Thematik.
# Gesicht zeigen
In Situationen wie der in Hanau, ist zunächst nichts wichtiger als sich präsent zu zeigen und zu solidarisieren. Frag deine Mitmenschen wie es ihnen damit geht, ob sie etwas benötigen. Biete ihnen deine Hilfe an, zeige dich. Und wenn du glaubst das dir die richtigen Worte fehlen, reicht manchmal auch hinhören. Eva Schulz von Deutschland 3000 etwa, hat eine Karteikartenbox, in der sie Aussagen zu unterschiedlichen Themen sammelt. Auch das ist eine Möglichkeit an komplexere Themen heranzutreten.
# Bildet euch – eine Diskussionsgrundlage
Verbringt eure Zeit auf Social Media doch auch einmal auf anderen Accounts. Es gibt eine Vielzahl an Personen und Formaten, die privat und institutionell Aufklärungsarbeit gegen Rassismus leisten. Uns haben sie geholfen gewisse Themenpunkte besser zu verstehen oder auch mal die Perspektive zu wechseln. Beiträge liken ist toll, reicht aber nicht. Swiped auch mal nach oben und nehmt euch die Zeit für den ein oder anderen Beitrag der länger ist.
@a_aischa @tupoka.o
@alice_haruko @nowwhitesaviors
@wanalimar @officialronny1
@helen_fares @dariadaria
@duzentekkal @aminatabelli
@amaniabuzahra @salwa.benz
Für eine bessere Diskussionsgrundlage und mehr Hintergrundwissen empfehlen wir euch außerdem diese Bücher:
Hengameh Yaghoobifarah & Fatma Aydemir: Eure Heimat ist unserer Albtraum
Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten
Theodor Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus
Carolin Emcke: Gegen den Hass
Tuboka Ogette: Exit racism
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiss der alltägliche Rassismus
Und damit wirklich keiner eine Ausrede hat, weil er lieber reinhören möchte. Auf Spotify findet ihr:
Weißabgleich – taz Podcast von Poc
DiversityFM – Der Podcast
Tupodcast
Kanackische Welle
# Sprecht es aus
Oft gibt es die Möglichkeit bei Podiumsdiskussionen vorbei zu schauen oder mit Menschen, die sich in der Materie bewegen ins Gespräch zu kommen. Eine Workshopreihe, die sich konkret mit Rassismus auseinandersetzt, ist „Become an Ally“. Dieser Workshop ist für alle die selbst von Diskriminierung nicht betroffen sind, sich aber aktiv dagegen einsetzen wollen und nach Handlungsstrategien suchen. Infos zu den nächsten Veranstaltungen findet ihr auf der Seite der Rosa Luxemburg Stiftung.
Orte in Chemnitz, an denen öfters Vorträge und Diskussionen stattfinden sind unter anderem:
Club der Kulturen
Das Odradeck
AJZ
Subbotnik
Arthur e.v
Außerdem:
Sprecht mit euren Familien, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen. Selbst wenn nicht alles immer unbedingt eurer Meinung entspricht, regt es dazu an, andere Perspektiven zuzulassen und vielleicht neue Grundlagen zu finden.
#4 Verändert was
Wenn ihr nun an dem Punkt angelangt seid, etwas verändern zu wollen und euch einzubringen, könnt ihr das z.B. hier tun:
Habt keine Angst etwas „falsch“ zu machen. Wir haben tausendfach wiederholt, wie wir denken und reagieren und uns Routinen geschaffen. Wir sind darauf konditioniert uns sicher fühlen zu wollen und darin liegt vielleicht ein wenig die Herausforderung. Hinterfragt euer Normal, eure Reaktionen, eure Routinen.
Zu keinem Zeitpunkt und keinem Weltgeschehen, sollten wir aufhören uns Gedanken zu machen, zu hinterfragen und füreinander Da zu sein. #Wirsindmehr, wenn wir aufeinander zugehen können, ohne Missionierungsauftrag, ohne die eine Wahrheit, aber mit Empathie für den Anderen.
Text: Sibel & Svenja
Illustration: Julia Kütter