It‘s a match! – Das Chemnitzer-Kneipen-Tinder

Welche Kneipe passt zu dir?

Kneipen wissen von menschlichen Höhe- und Tiefpunkten. Sie kennen unsere Geheimnisse und Träume sowie die schönsten und traurigsten Geschichten. Kneipen sind Orte zum Verlieben, Orte an denen man sich verabschiedet und nach Jahren wieder trifft. Kneipen sind Orte an denen Erinnerungen leben.

Genau wie die Späti- oder Cafékultur ist auch das Kneipenleben noch ein etwas „wunder Punkt“ in Chemnitz. Dieser kleine Kneipen-Tinder-Test, soll euch ein bisschen auf die Sprünge helfen, euer persönliches Kneipen-Match zu finden! Viel Spaß 😀

Atmosphäre

A: Ich bin ja mit meinen Freunden unterwegs – dann stimmt die Atmosphäre meistens so oder so

B: umso verrückter, desto besser. Aber darf auch gerne random sein – Hauptsache authentisch!

C: schick und elegant

D: klassisch alternativ, hip

E: familiär und unkommerziell

F: Ist mir nicht so wichtig, wenn der Pegel stimmt, feier ich alles

Getränke

A: 100% Bierlove

B: Ist mir nicht so wichtig, mir geht es mehr darum, neue Orte zu erkunden, verschiedene Menschen zu treffen, und aus meiner Komfort-Zone zu kommen

C: Cocktails und Longdrinks in guter Qualität muss es auf jeden Fall geben

D: Meistens wirds irgendein Kultbier, Radler, ein guter Wein oder auch mal eine Bio-Limo

E: ein paar Sternis machen mich rundum glücklich

F: Ist mir nicht so wichtig, ich nehme den Abend wie er kommt, im Notfall regelt ein Späti oder Supermarkt

Lage

A: Nicht so weit weg ist optimal, sodass man ohne Sorgen lange machen kann und immer noch gemütlich nach Hause kommt

C: Ist mir eigentlich egal – für eine gute Location fahre ich gerne mal ein Stückchen weiter

D: Meine Leute und ich haben meist so unsere Stammkneipe in der Nähe

E: Mit dem Fahrrad sollte es gut erreichbar sein, wenn die Location ein bisschen im Grünen ist, wäre das optimal

B, F: Lage ist egal, ich finde es lustig und spannend ans andere Ende der Stadt zu fahren

Musik

A: ich finde es gut, wenn nostalgische Songs kommen, die mich an geeinsame Momente mit meinen Leuten erinnern

B: meine Lieblingstracks kann ich ja selbst immer hören, mir geht es darum, neue Erfahrungen zu machen. In einer kultigen Location feier ich es zum Beispiel auch, wenn die Musik einfach nur kacke ist

C: Lounge Musik, Jazz, auch gerne mal Klassik

D: Ich bin da relativ experimentierfreudig, aber gut muss die Musik auf jeden Fall sein

E: Mir ist besonders die politische Korrektheit der Songs wichtig und dass es nicht so laut ist, dass man sich nicht mehr unterhalten kann

F: Die Musik sollte motivierend und feierbar sein

Einrichtung

A: urig und gemütlich

B: trashig, kultig

C: schick und edel

D: künstlerisch, provisorisch

E: am liebsten Outdoor

F: nicht so wichtig

Preis

A: Der Bierpreis muss stimmen

B: Ich mag Trash-Locations, da sind die Preise meistens okay

C: Es kann ruhig teuer sein, wenn die Qualität stimmt – bin ja nicht da um mich hemmungslos zu betrinken

D: Für eine besondere Location und Menschen zahle ich auch mal etwas mehr

E: Ich präferiere Orte, wo man auf Spendenbasis zahlen kann

F: Wenn es zu teuer ist, hole ich mir lieber was beim Späti und ziehe weiter

Motivation

A: Spaß mit meinen Freunden haben

B: Abenteuer, Kultur, Inspiration

C: Genuss, gute Gespräche

D: Musik, interessante, stylische Leute

E: Entspannen, abschalten, gute Unterhaltungen

F: Spaß, Connections, Flirts

Gesellschaft

A, E: Ich mag familiäre Orte, wo ich enge Freunde und Bekannte treffe

B: Ich mag es, in Bars mit verschiedenen Menschen zu connecten und raus aus meiner „Freundes-Bubble“ zu kommen

C: Ich bleibe lieber im kleinen Kreis, gerne auch nur zu zweit, oder zu dritt – da entstehen die besten Unterhaltungen

D: Es ist mir wichtig, dass ich mich mit den anderen Menschen in der Bar wohlfühle, Menschen tragen sehr zur Atmosphäre bei

F: Ist mir nicht so wichtig

Auflösung:

Am Meisten A: gemütlich, gesellig & durstig – Dein Top Kneipen-Match ist das Imagine in Bernsdorf. Zweite Wahl sind Diebels Fasskeller und Moes Bar im Zentrum. Du bist eher der gemütliche Kneipengänger. Meistens bleiben du und deine Freunde den ganzen Abend am gleichen Ort und ihr zischt ein Bierchen nach dem nächsten.

Am Meisten B: Trashig, neugierig, kultig. Du gehst nicht nur in Bars um zu trinken, viel mehr siehst du das Kneipenleben als kulturelles Abenteuer. Du willst raus aus deiner Komfort-Zone, Menschen kennen lernen und andere Lebenswelten erfahren. Besonders magst du kultige Kneipen mit komischer Deko und charakterstarken Menschen. Deine Matches sind das Zietentreff auf dem Sonnenberg, Marquardts Kellerneipe auf dem Kaßberg, das Ponytail und Karaoke im Uferstrand im Zentrum nach 00:00.

Am Meisten C: stilvoll, maßvoll, genussvoll. Für diesen Typ bietet Chemnitz leider ein schmales Angebot. Es gibt jedoch eine Bar, die zu 100% deinen Geschmack trifft – die Maroon-Bar auf dem Kaßberg: Ein Altbau aus der Gründerzeit, Schicke Vintageeinrichtung, gekonnt zubereitete Cocktails und Kerzenschein lassen dein Herz höher schlagen.

Am Meisten D: Tabak & Trends. Du gibst dich gerne anspruchslos, aber eigentlich weißt du, was Kneipen angeht, genau was du willst: Ein alternativ-stylisches Ambiente, hip gekleidete Menschen und gute Musik. Deine Top Matches sind deshalb das Weltecho im Zentrum und die Balboa-Bar auf dem Brühl, oder auch das Lokomov.

Am Meisten E: entspannt, umsorgt und unkommerziell. Dein Match sind das Subbotnik in Bernsdorf und die Zukunft am Concordia-Park. Du trinkst gerne an Orten und mit Menschen, wo du dich geborgen und sicher fühlst und bist weniger der Typ für Sauf-Eskapaden. Du liebst es außerdem draußen zu sein. Ein paar Bierchen im Grünen und was Gutes im Magen, dann bist du rundum zufrieden und hast beinahe endlose Energie, bis tief in die Nacht mit politischen und philosophischen Gesprächen die Welt zu verbessern.

Am Meisten F: cornern, pöbeln, Abenteuer. Du bist der klassische Kneipen-Tour Typ. Was Bars angeht bist du eins gewiss nicht – monogam. Generell bist du gar nicht mal unbedingt so der Bar-Typ. Du liebst es, durch die Stadt zu streunen, lässt dich treiben und schaust, was der Abend so bringt. Du bist Anti Gemütlichkeit und pro Action. Deine Top-Matches sind deshalb der Späti auf dem Sonnenberg, Alanya-Döner und der City Rewe in der Stadt, das Parkhaus Deck in Bernsdorf und die Uni-Klubs.

Text: Katha von Sterni
Foto: Pixabay

Spät…später…Späti!

Manchmal hat man was vergessen. Manchmal ist es spontan. Manchmal hat man einfach Bock. Meistens ist es zu spät. Wenn die Läden zu haben und man doch noch was braucht, ist ein Spätverkauf der Retter in der Not. Bei Heißhunger in der Nacht, einer Zahnbürste für spontanen Besuch und trockener Kehle auf dem Heimweg. In den meisten Großstädten kein Problem, aber in Chemnitz? Das Sächsische Ladenöffnungsgesetz* macht uns einen Strich durch die Rechnung und nachdem der Döner-Drive-In als traditionelle letzte Einkehr einer Baustelle weichen musste, sieht es nun besonders finster aus.

Das haben auch Anna und Karin festgestellt. Beide studieren seit einem Jahr IKK im Master an der TU Chemnitz und wollten das nicht so stehen lassen. Durch Rumfragen und einen glücklichen Zufall sind sie an die Räumlichkeit an der Jakobstraße 42/Ecke Zietenstraße geraten. Einige kennen den Laden bereits als „Späti“. Dieser entstand vor etwa zwei Jahren im Rahmen der Dialogfelder als ortsspezifische Installation unter dem Namen „Kiosk“. Johannes Specks und Marie Donike wollten den Chemnitzerinnen und Chemnitzern für eine Woche einen Ort schenken, an dem Menschen sich begegnen und ins Gespräch kommen – zwischen Bockwurst, Bier und Süßwaren.

Diese Vision greifen Anna und Karin auf. Angeschlossen an den Klub Solitaer e.V. wollen sie ihrem Geschäft einen gemeinnützigen Rahmen geben, denn ein Späti ist mehr als nur ein Ort für sofortigen Bedarf. Er soll auf niederschwellige Weise zum Verweilen und Vermischen verschiedenster Menschen einladen. Außerdem soll die Räumlichkeit auch für Veranstaltungen genutzt werden können. Weiterhin soll das Sortiment partizipativ gestaltet werden: auf Tapeten und über Einwurfboxen können Wünsche geäußert werden, was im Späti verkauft werden soll. So kann jeder in in die Entwicklung des Ladens einbezogen werden.

Zum Glück soll Annas und Karins Laden (der übrigens richtig der „Späti“ heißt) dauerhaft geöffnet sein. Vorerst Sonntag und Montag, damit auch an diesen Tagen etwas auf dem Sonnenberg los ist, in Zukunft auch an weiteren Tagen, wenn sich noch weitere Späti-Begeisterte finden, die das Geschäft unterstützen wollen. Die wichtigste Frage aber: Auch in der Nacht? Bis Mitternacht ist immer jemand vor Ort, danach sind die beiden über das Spätiphon (015735428699) erreichbar und können Auskunft geben, ob danach noch verkauft wird. Mit dem sogenannten „Dampfnudel-Trick“, wie Karin ihn genannt hat, kann man das Sächsische Ladenöffnungsgesetz geschickt umgehen, denn es gibt immer ein Gericht – damit ist der „Späti“ auch ein Imbiss und darf länger verkaufen.

*(Öffnungszeiten für Läden gelten von Montag bis Freitag 6 bis 22 Uhr)

Text: Linda Kolodjuk
Bild: Rose Kuhn

Soli(daritäts)-Tape

Die Chemnitzer Musik- und Clubszene ist wie andere Unternehmen in dem Bereich schwer von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Aber sie lässt sich davon nicht unterkriegen. Ein Interview mit Flatty, einem Mitglied des Chemnitzer Clubs Nikola Tesla.

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„Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn jugendlicher Unruhe“

– Ron Williams, deutsch-amerikanischer Schauspieler und Moderator zum Musical Hair

Vergangenen Freitag feierte das Sommerprojekt des Chemnitzer Theaters, das anfänglich noch für ordentlich Wirbel gesorgt hatte, auf der OpenAir Küchwaldbühne endlich Premiere.

Bis zur ersten Aufführung des Bühnenstückes Hair in Chemnitz, hatte das Projekt einiges zu überwinden. Infolge der Beschränkungen der Covid19-Pandemie wurde der jährliche Plan des Chemnitzer Theaters auf die Probe gestellt und verlangte die Kürzung des Stückes. Gestrichen wurden alle Rollen Schwarzer Darsteler*innen. Diese Entscheidung brachte dem Theater große Kritik ein.

 „Überall auf der Welt war die Jugend unruhig geworden. Demonstrationen, Go-in, Hippie-Bewegung, Provokation – Protest-Symptome einer unruhigen Übergangszeit.“

– R.Williams

Das Musical Hair stammt aus der Feder von Gerome Ragni, James Rado und Galt MacDermot und wurde erstmals im Jahr 1967 als Off-Broadway gespielt, bevor es ein halbes Jahr später an den Broadway ging. Es erzählt die Geschichte einer Gruppe langhaariger Hippies, die in New York leben, lieben und das Establishment satthaben. Vietnamkrieg und Dreiecksbeziehungen, lustvoll und ziellos, Patriot und Pazifist. So zeichnet das Musical den Aufschrei und die Zerrissenheit einer ganzen Generation und schafft ein spürbares Spannungsfeld des Widerspruchs.

Es geht aus einer Zeit hervor, in der die Forderungen nach Umstrukturierung lauter werden und ein zunehmend großer Teil der Gesellschaft sich von vorherrschenden autoritären, diskriminierenden und rassistischen Strukturen befreien will. Es entstehen zahlreiche Protestbewegungen, eine davon ist die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, ihr Nachhall reicht bis in den Westen der Welt und beschreibt heute das Kapitel der Studenten- beziehungsweise Mai-Unruhen.

Rassismus ist ein zentrales Thema des Musicals. Es ist vor allem auch für viele Schwarze Künstler*innen Möglichkeit für eine Rolle gewesen, denn stereotype Besetzungen machen auch um deutsche Theaterhäuser noch keinen großen Bogen.

Dass dieser Fehler nicht hätte passieren dürfen, sieht das Chemnitzer Theater ein und korrigiert sein Handeln. Weil Hair Symbolbild seiner Zeit ist, indem es um die friedvolle und gewaltfreie Vision einer Jugend geht, die sich gegen autoritäre und rassistische Strukturen auflehnt, trifft es den Nerv unserer Gegenwart auf bedenkliche Weise – denn auch ein halbes Jahrhundert später begleiten uns einige der infrage gestellten Strukturen noch immer.

Dass wir weiterhin dazu angehalten sind, auch jene zu hinterfragen, die wir selbstverständlich frei von Fehlern und diskriminierenden Strukturen sprechen, beweisen die Theater Chemnitz mit ihrem Sommererlebnis nur gut. Nicht aber um uns gegenseitig an den Pranger zu stellen, viel mehr, um gemeinsam und voneinander zu lernen. Die Bereitschaft an diesem Diskurs teilzunehmen und Entscheidungen zu überdenken, Einsicht zu zeigen, dass sich die Dinge verändern und verändern müssen haben die Theater Chemnitz bewiesen.

Welche nachhaltigen Veränderungen Hair in das Chemnitzer Theater gebracht hat erfahrt ihr bald in einem zweiten Teil. Noch bis zum 11.September könnt ihr das American Tribal Love-Rock Musical auf der OpenAir Küchwaldbühne besuchen.

auf dem Bild zu sehen: Jeannine Wacker (Sheila – Mitte), v. l. n. r.: André Naujoks (Woof), Cassandra Schütt (Crissy), Dennis Weißert (Berger) Foto: Nasser Hashemi/Theater Chemnitz
Text: Redaktion