Eine ganze Szene, die umdenken muss.
Covid19 ist nicht der erste ausgetragene Kampf der Chemnitzer Club- und Musikszene, wohl aber der härteste. Was macht ein Club, der seine Türen dieses Jahr nicht mehr öffnen darf? In einer Stadt, in der Kulturangebote eben noch eine Renaissance erlebten, muss jetzt Stillstand herrschen?
Das Nikola Tesla hat sich Gedanken gemacht und kurzerhand aus unserem schwervermissten Club ein Tonstudio gezaubert. Entstanden ist ein SolidaritätsTape, das den originalen Tesla-Sound nach Hause liefert. Damit findet sich eine Überbrückungsmöglichkeit zu den tristen und schweren Tagen für Club und Künstler. Zudem macht das Projekt auf ein ganz anderes Leiden im Mittelmeerraum aufmerksam. Je Soli Tape gehen drei Euro an die Hilfe für Flüchtlingscamps in Griechenland.
Im Interview mit Flatty (Haustechniker und linke Hand des Nikola Teslas)
Redaktion: Was brachte euch zu dem Kurswechsel von Club zu Tonstudio? Wie kam es zu der Idee?
Flatty: Die Idee gab es schon vorher. Wir haben hier ein familiäres Verhältnis, weswegen von Anfang an klar war – es wird geteilt und getüftelt. In dem Fall machte uns die Not zwar nicht erfinderisch, aber sie bot uns zumindest die Möglichkeit, eine unserer Ideen zu realisieren und damit vorerst eine Beschäftigung zu haben für uns Crew-Mitglieder, Künstler und Bands.
Redaktion: Nun heißt es ja nicht umsonst Soli(daritäts) Tape, wie seid ihr zu dieser Kombination zwischen Club, Künstler*innen und humanitärer Unterstützung gekommen?
Flatty: Unsere Crew und die Szene leben vom Support, miteinander, füreinander und das stets über Staatsgrenzen hinweg. Durch Freunde und Bekannte, die selbst vor Ort in Griechenland sind und sich engagieren, ergibt sich auch für uns die Nähe zu dieser Thematik.
Redaktion: Das Tape ist hoffentlich eine Hilfe für alle Beteiligten, aber ist es eine ernsthafte Überbrückungsmöglichkeit? Wie steht es um unsere Clubs wirklich? Wie lange ist diese Art von Krise für euch noch haltbar?
Flatty: Das Tape hilft uns in aller erster Linie bei unseren Betriebskosten. Darüber hinaus bleibt nicht wirklich etwas hängen. Wir geben aber nicht auf und sind zuversichtlich was das Tesla anbelangt – solange es geht, wollen wir uns mit ernsthaften und nachhaltigen Alternativen beschäftigen und vor allem weiterhin ein Angebot schaffen. Das Tonstudio wird fester Bestandteil werden und nicht unsere letzte Idee gewesen sein.
Leider bekommt die ganze Szene nicht genügend Aufmerksamkeit. Wenn man als Club nicht zu einer geförderten Initiative gehört, hat man zu kämpfen. Natürlich werden staatlichen Fördermittel unter besonderen Umständen bereitgestellt, die sind aber keine Lösung von Dauer.
Redaktion: Bleibt das Studio neuer fester Bestandteil des Teslas? Wenn ja, gibt es schon wieder neue Pläne?
Flatty: Auf jeden Fall! Wir arbeiten weiterhin am Ausbau des Tonstudios und freuen uns auf die kommenden Künstler*innen. Es gibt außerdem die Überlegung ein Kino zu integrieren, dann könnten bei uns demnächst Filme laufen und die Musik dazu wird live gespielt.
Redaktion: Wo und wie lange finden wir das Soli Tape und weiteren Merch?
Flatty: Das Tape könnt ihr bald auf unserer Website itselevenrecords.com bestellen. Alles ist in gemeinsamer Arbeit mit Freunden des Clubs und unseren Bands entstanden. Außerdem findet ihr dort noch anderen Merch und verschiedene Künstler. Von T-Shirt bis Platte ist alles dabei. Solange wir noch nicht online sind, bekommt ihr unser Tape auch im Underworld Recordstore, Subbotnik, Aaltra und der Balboa Bar und Pauls Boutique.
Text: RABBAZ-Redaktion
Fotografie: Julie Küttner
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