Es ist dunkel. Ich stehe in unserer Wohnung, starre geradeaus und wünsche mir, dass sich die gegenüberliegende Wand auflöst, sodass ich hinaustreten kann – in ein anderes Leben. Aber die Wand bleibt, wie sie ist und ich, was ich bin. Ein Feigling.
Um mich herum verschwimmen die Formen. Was bleibt, ist eine graue Masse aus Einheitsbrei. Dinge, die mir nichts bedeuten. Die mich in meinem Gefängnis einsperren. Ich greife nach ihnen und schmeiße sie an die Wand. Sie zerschellen und fallen zu Boden. Ich begrüße sie und baue mir ein Bett auf den Scherben. Das Licht geht an und die Arme, die mich zuvor nach unten warfen, ziehen mich empor. Eine Stimme dringt an mein Ohr, aber ich verstehe nicht, was sie sagt. Ich höre nur das Klirren der Scherben.
Die Hände räumen alles wieder an seinen Platz zurück und legen mich in ein weißes Laken. Ich spüre den weichen Stoff und vergrabe meine Fingernägel darin. Der Geruch erinnert mich an zu Hause, aber wo ist dieses zu Hause jetzt? Die Stimme wird lauter und das Laken enger. Ich fühle mich nicht mehr geborgen, sondern drohe, in dem weißen Stoff zu ersticken. Ich schreie, aber meine Kehle lässt keinen Ton hinaus.
Das Licht geht aus und die Arme halten mich fest. Ich kann mich nicht bewegen. Ich genieße es, bis ich es nicht mehr aushalte. Ich versuche mich zu befreien, aber die Stimme ist stärker und redet auf mich ein.
Ich beruhige mich und halte ganz still. Die Stimme wird leiser und der feste Griff löst sich. Ich könnte aufstehen, aber ich kann es nicht. Ich starre an die Wand und wünsche mir, dass sie sich auflöst.
Ein Gefühl von Leere erfasst mich und lähmt meine Gliedmaßen. Und wenn ich aufstehe? Und wenn ich gehe? Dann ist da nur Schwarz und hier ist wenigstens Grau.
Text & Bild: Laura Naumann
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