STAUNT – Chemnitz zeigt Haut!

Staunt-Festival

Die die charakteristisch griesgrämige Chemnitz-Visage haben wir alle mittlerweile bestens drauf – aber habt ihr schon mal versucht aktiv zu Staunen?

Vom 16 – 19 April zieht das STAUNT-Festival durch die verschiedenen Viertel der Stadt. Vom Zentrum über den Sonnenberg, den Kaßberg und den Brühl. An jedem der vier Tage liegt der Fokus auf einem anderen Stadtviertel. Das Ziel: die freie Kulturszene dort ausziehen und Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsblasen und Generationen anziehen. Die Stadt lässt ihre mysteriösen Hüllen fallen und zeigt, was sie sonst gerne versteckt, solange man nicht aktiv danach fragt. Es wird kontrastreich und spannend!

Das Festival ist ein Projekt der Bordsteinlobby

Vor etwa einem halben Jahr haben wir uns das erste Mal mit diesen lieben Menschen getroffen und sie zu ihren Zielen und Visionen gelöchert.

„Chemnitz ist keine Stadt, in der einen alles anspringt – man muss sich selbst einladen. Das möchten wir den Menschen erleichtern, die nicht die Energie, Zeit und Motivation dazu haben.“

„Chemnitz findet sehr dezentral statt, es gibt nicht diese eine Straße in der sich nachts 800 Leute tummeln. Wir haben uns gefragt, wie man es schafft, das offen zu legen.“

„Es geht darum, darüber zu staunen was es hier gibt, sich zu verbinden und Mobilität zwischen den Stadtvierteln herzustellen.“

„Wir möchten Konsumieren und Partizipieren mit einander verbinden – Fußspuren hinterlassen, die anderen den Weg weisen.“

Eine Übersicht der einzelnen Veranstaltungsorte sollen auf einer digitalen kulturellen Stadtkarte sichtbar gemacht werden, die auch in Zukunft abrufbar bleibt und erweitert werden soll. Die Dezentrale – ein Informationsstand auf Rädern – begleitet das Festival durch alle Stadtteile. Für das extra Plus an Euphorie sorgen Küfa und Kekse!

Safe the date Leute! – das Festival ist eine super Möglichkeit, neue Lieblingsorte in der Stadt zu entdecken!

Hier ein paar Spoiler zum Programm

Sonnenberg (17.04.20):

Fritz Theater Stück „Clownocchio“ – ein Clownsmärchen (Komplex Theater, Vormittag): Pepeto und Immobile sind zwei Clowns, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Pepeto geht jeden Morgen brav in die Schule, während Immobile es vorzieht den lieben langen Tag in seiner Kiste herumzufaulenzen. Eines Tages kommt Pepeto mit einer besonderen Hausaufgabe nach Hause. Er soll eine Marionette basteln, nur leider ist Pepeto handwerklich nicht so geschickt. Also beschließt er kurzer Hand, Immobile als Marionette einzusetzen und ihn als selbstgemachte Puppe der ganzen Klasse vorzuführen. Was meint ihr, wie Pepeto erstaunt ist, als im plötzlich eine lange Nase wächst und Immobile tatsächlich zu einer Marionette wird? Und so befinden sich die beiden mitten in der Geschichte des hölzernen Bengele Pinocchio. Pepeto und Immobile müssen erkennen, dass Faulheit, Lügen und Ungehorsam nicht ungestraft bleiben. Aber da die beiden, bei allem Eigensinn, doch das Herz am rechten Fleck haben, gelingt es ihnen, wieder zwei ganz normale Clowns zu werden, die vielleicht ein Stück erwachsener geworden sind.

Druckworkshop im FabLab Chemnitz Nachmittag (3D Druck, T-shirts und Co. bedrucken)

Stadtteilspaziergang zum Thema Nachhaltigkeit über den Sonnenberg von Rene Bzdok (Stadtteilmanager)

Kaffeesatz: Vorstellung der Stammtische die sich im Kaffeesatz treffen (z.B. Fotografie-Stammtisch)

 

Kaßberg (18.04.20):

Frühstücksbrettchen Aufwertung im Holzkombinat (im neuen Gebäude auf der Schiersandstraße) mit Frühstück, 08-10:00)

Keramikworkshop im Stadtteilgarten Bunte Erde auf dem Kaßberg (16-18:00, mit Anmeldung): In der Keramikwerkstatt können die BesucherInnen unter Anleitung eines portugiesischen Keramik-Künstlers schöpferisch tätig werden. Sie können Mosaiken und Fliesen aus Ton herstellen. Die Werke können als kleine Insektenhäuser, Pflanzschilder oder als Wandschmuck verwendet werden. Alle Objekte werden später in der Werkstatt des Künstlers gebrannt, glasiert und nochmals gebrannt. Danach können die kleinen Werke im interkulturellen Garten abgeholt werden.

Lampion Upcycling Workshop – mit Donna Quijote (17-20:00): Mit den unterschiedlichsten Materialien wollen wir kleine und große Lampions und Leuchtobjekte bauen und basteln. Gemeinsam mit „Donna Quijote“ recyclen wir aus Dingen die sonst weggeschmissen werden. Objekte, um die Stadt zum Leuchten zu bringen. Mit Tischkicker, Tischtennisplatte, Musik und leckerem Essen lädt der frühe Abend im Haus Arthur nicht nur zum Basteln, sondern auch zum Verweilen ein. Ein Workshop für Alle egal ob klein oder groß, jung oder alt. Der Workshop ist umsonst.

Lampionumzug „Irrlichter auf dem Kaßberg“: Nachdem sich die Dunkelheit über Chemnitz gelegt hat, der Workshop vorbei ist und die Lichterketten, Leuchten und Lampen angeschaltet sind, wollen wir uns auf einen Spaziergang begeben. Mit euren Upcycling-Lampions, Leuchtobjekten und auch gern mitgebrachten Laternen erhellen wir die Wege mit bunten Lichtern. Auf dem Weg begegnet uns Straßenkunst und überraschende Aktionen die uns zum staunen bringen. Der Umzug ist für Alle egal ob klein oder groß, jung oder alt. P.S. Alle die nicht beim Lampion-Basteln dabei waren, können sich gernmit eigenen Lampions anschließen.

Nach dem Umzug: Konzert im Aaltra mit der Band Sound of Amarula

 

Brühl (19.04):

Dialogbazar mit den Buntmacher*innenAnregende Gespräche, unerwartete Begegnungen, Spiel und Spaß für euer A und O – das erwartet euch auf dem Dialogbazaar in der Staunt-Variante der Buntmacher*innen. Und dazu reichen wir natürlich Kaffee und Kuchen mit Überraschungseffekt. Dieser soll euch aber nicht sprachlos machen, denn im Austausch eröffnen sich neue Erfahrungen, Perspektiven und Ideen. Also kommt vorbei und mit uns oder miteinander ins Gespräch!

Snacks, Beuteldruck und Länderquiz mit dem Agiua e.V.

Aktion mit dem Natürlich Kreativ – Dein Projektladen

Streetart-Wall (10-18:00): Staunende Monster erobern die Stadt! Geschaffen werden sie von euch, auf Wunsch mit unserer Unterstützung. Neben Wandflächen zur freien Gestaltung stellen wir euch Spraydosen, Pinsel, Stifte, Stoffe und diverse andere Materialen zur Verfügung und helfen euch auch gerne eure Fantasien auf dem Brühl zum Leben zu erwecken.

 

Text: Katha von Sterni

Titelbild und Programm: Bordsteinlobby 

Die Buntmacher*innen

Das Leben bunt malen.

von Svenja Jäger

Fotos: Julia Küttner

Die Buntmacher*innen sind ein Projekt, das es noch gar nicht so lange gibt. Connectet haben sie sich letztes Jahr zum Initiativentreffen im Lokomov. Ihr Projektpflaster in Chemnitz? Parteineutraler Wahlkampf für die Demokratie, vorrangig in Bernsdorf. Sie klingeln an Haustüren, um die Leute zum Wählen zu bewegen. Sie veranstalten Stadtteilfeste, Filmvorführungen und Diskussionsrunden. Sie laden zum Dialog ein, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und zuzuhören, wenn es um Probleme geht. Für Jung- und Erstwähler veranstalten sie das kleine Festival Beverly Berndorf. Aber sie machen noch so viel mehr. Sie gedenken, wie letztes Jahr an die Pogromnächte am neunten November. Dafür gestalteten sie einen Lichterweg, mit Licht aus der Synagoge und verweilten an verschiedenen Orten mit Lesungen und Klaviermusik. Für diese Gänsehautmomente erreichten sie dieses Jahr den 3. Platz beim Chemnitzer Friedenspreis. Dieses Jahr ist an diesem Datum ein Gedenken an das Wendejubiläum im Kaßberg Gefängnis geplant.

Überall werden die Buntmacher*innen mit offenen Armen empfangen. Die bunte Mischung aus Studen*tinnen, Abiturient*innen, aber auch Arbeitenden wollen eine permanente Präsenz von Demokratie schaffen. Ihr Anliegen ist, die Abgehängten oder Sofademokraten – solche, die für Demokratie einstehen, aber nicht wählen gehen – von der Couch ins Wahllokal zu bewegen.

Dafür ist Basisarbeit ganz wichtig. Bei der Basis anfangen heißt, diese mittlerweile sehr kompliziert gewordene Welt zu erklären. Das fängt bei Transparenz von Stadträten an, und geht weiter mit Themen wie Globalisierung und Digitalisierung auf Augenhöhe zu verdeutlichen. Ihre Resonanz aus den Gesprächen? Viele wissen einfach nicht mehr wohin mit ihren Anliegen. Sie sehen nur das was vor der eigenen Haustüre passiert und haben das Gefühl, Politik funktioniert nicht, weil es keine Reaktion auf die persönlichen Anliegen gibt. Auf Augenhöhe wollen die Buntmacher*innen denjenigen begegnen und möglichst objektiv und ohne Vorurteile dagegen angehen. Gebracht hat es bei der letzten Wahl schon etwas. Neben den Medien, die die Wahlbeteiligung enorm nach oben getrieben haben, gab es auch durch ihre Basisarbeit einen leichten Effekt der Wahlbeteiligung in Bernsdorf. Auch wenn es nur das persönliche Feedback war, dass jemand, der vor Wochen die Wahlbenachrichtigung weggeschmissen hat, plötzlich mit dem Flyer der Buntmacherinnen in der Hand doch im Wahllokal stand und meinte, die haben mich überzeugt. Ein Effekt der Präsenz und Basisarbeit, die die Buntmacher*innen vor der Stadtratwahl geleistet haben. Dass Leute mobilisiert werden müssen und auch wollen, zeigen unter anderem auch Studien, die zeigen, eine persönliche Ansprache bringt mehr als ein Flyer.

Wir finden auch, quatscht und diskutiert mal mit Leuten außerhalb eurer Bubble und wenns nur ein kurzes Gespräch mit der Omi nebenan ist, die denkt, keiner interessiert sich für sie und ihre Probleme. Dann seid ihr an der Reihe, zu erklären, dass das nicht stimmt.

Facebook: Die Buntmacher/innen

Instagram: @buntmacherinnen

Das Horizont-Magazin

Es gibt so viele Geschichten die erzählt werden wollen

von Katha von Sterni 

Bilder: Horizont-Redaktion

Der Horizont

Laut Wikipedia ist er „eine Linie, die den Himmel von der Erde abgrenzt“. Hmm. Ich bin nicht zufrieden. Irgendwie ist mir diese Beschreibung zu unromantisch, zu geometrisch, einfach zu wenig. Gerade wollte ich schreiben: „sie klingt ein bisschen nach Steinzeit“, aber das stimmt eigentlich nicht. Vor nicht allzu langer Zeit haben sich die Menschen nämlich noch wilde Szenarien ausgedacht, die sich hinter diesem mysteriösen „Abgrund“ abspielen sollten. Vielleicht kommt es auch daher, dass wir in Gesprächen über Dinge, die über das rein Sichtbare, Alltägliche und Routinierte hinausgehen gelegentlich von „Horizonterweiterung“ sprechen. Und auch so, wenn wir irgendwo die Aussicht genießen, wissen wir in den seltensten Fällen, was genau sich am Horizont oder auch dahinter befindet. Das ist dann auch egal. Es ist irgendwie schön, dass er etwas Geheimnisvolles und Unergründetes hat, wenn wir ihn einfach so betrachten.

Genau genommen spielt der Horizont selbst in unserem Alltag aber so gut wie keine Rolle mehr. Wir müssen keine Geschichten mehr über ihn erfinden, weil er eigentlich kein Mysterium mehr für uns darstellt, weil wir die „Wahrheit“ easy googeln können. Generell können wir jederzeit überall sein wo wir wollen und alles wissen was wir wollen. Rein praktisch gesehen endet unser Horizont dann aber schon auf dem Bildschirm unseres Laptops, Tablets oder Smartphones. Aber wie weit schauen wir dann wirklich?

Das Magazin, das wir hier vorstellen möchten, erzählt die Geschichten geflüchteter Menschen, von ihrem Leben in Chemnitz, ihren Träumen, Ängsten und Wünschen. Ihre Geschichten beginnen meist dort, wo unser Horizont aufhört. Und unser Horizont ist oft ihre einzige Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit.

Dave ist einer der Hauptinitiatoren des Projekts.Er selbst hat vorher drei Jahre beim Sächsischen Flüchtlingsrat gearbeitet. Dort hat er Geflüchtete zu Asylverfahren beraten und ihnen beim Umgang mit der deutschen Bürokratie geholfen. Während der Arbeit hatte er oft wenig Zeit, um länger mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Er merkte jedoch schnell, dass da so viele Lebensgeschichten sind, die erzählt werden wollen und dass es eine Plattform braucht, um diese Geschichten nach außen zu tragen. Echt, emotional und ungefiltert. Und dann war da auf einmal diese Ausschreibung.  Das Fortbildungszentrums Chemnitz suchte Anfang des Jahres einen Projektleiter, um eine „Flüchtlingszeitung“ ins Leben zu rufen. Dort fanden Daves Ideen fruchtbaren Boden und das Horizont-Magazin stand in den Startlöchern. Zusammen mit Frau Ergieg arbeitet er seitdem mit viel Liebe und Einsatz an dem Projekt. Frau Ergieg war selbst mehrere Jahre als Chefredakteurin in Tripolis (Libyen) tätig. Dort schrieb sie in ihrer wöchentlichen Rubrik „safirat anzar“ (arab. – deutsch: Warnhinweis) über jegliche Formen der Korruption. Dazu erhielt sie Einblick in Gefängnisakten und sprach mit Inhaftierten über deren Geschichte und die Verhältnisse im Gefängnis. Wegen ihrer Arbeit wurde Frau Ergieg in ihrer Heimat zu Tode verurteilt und floh nach Deutschland.

Wie genau entstehen die Artikel?

Einige der Menschen, die Dave Ihre Geschichte erzählen, kannte er noch persönlich von seiner vorherigen Arbeit. Mit der steigenden Bekanntheit des Magazins erreichen Ihn aber mittlerweile auch viele Geschichten über soziale Medien und Mails.

Die Texte entstehen dann meist in Gemeinschaftsarbeit, dabei spielt es keine Rolle, ob man schon Erfahrung im Schreiben hat, oder nicht. „Es gibt immer so viel Zeit wie es braucht um den Artikel so fertig zu stellen, dass alle Mitwirkenden zufrieden sind. Bei Horizont kann jeder seine Geschichte erzählen, egal welche Sprachkenntnisse er hat. Wenn die Kommunikation schwierig wird, gibt es Sprachmittler die ihm zur Seite stehen und zur Not tun es auch ein paar Skizzen“ erklärt Dave.

Über Ziele, Wünsche und Visionen.

Bisher liegt der Fokus inhaltlich auf Geschichten aus den Heimatlandändern der Geflüchteten. Das Magazin greift aber zunehmend auch tagespolitische Themen auf – reflektiert aus der Perspektive der Geflüchteten. Zukünftig soll dabei auch die diesbezüglich in Verruf geratene sächsische Provinz mit einbezogen werden. Auch dort gibt es positive Beispiele, wo die soziale Integration von Geflüchteten sehr gut funktioniert. Weitere Artikel des Magazins klären über die politische Lage in aktuellen Kriegs- und Krisengebieten auf und erläutern wichtige Gesetzesänderungen. Außerdem wird über lokale Veranstaltungsangebote und Sprachkurse informiert.„Ein zentrales Ziel des Magazins ist es, die Menschen zu bestärken. Beispielsweise haben wir sehr positives Feedback von einer Frauengruppe aus dem Projekt „Sonnenschein“ von der Diakonie bekommen. Diese Frauen haben sich von den patriarchalischen Systemen ihrer Heimat losgemacht. Sie machen nun Kunst in allen möglichen Formen und sind sehr kreativ und unabhängig von ihren Männern. Diese Frauen sind voller Selbstvertrauen, weil sie gehört werden – das ermutigt sie“ erzählt Dave. Das Projekt verfolgt auch das Ziel, den Frauen Deutschkenntnisse zu vermitteln, denn nur so können sie sich selbstständig orientieren, Kontakte knüpfen und bürokratische Hürden eigenständig erledigen. Ein Problem, das jedoch viele der Frauen haben, ist dass sie keine Kindergärtenplätze für ihre Kinder finden und deshalb nicht an Integrationskursen teilnehmen können. Aisha erzählt in einem Artikel der ersten Ausgabe von Horizont, dass sie bereits zwei Jahre nach einem Platz für Ihre Kinder gesucht hat. Somit wird auch für die Kinder die Möglichkeit erschwert Deutsch zu lernen und damit sozialen Anschluss zu finden.

Wie wird das Magazin in der Gegend angenommen?

Bisher wird das Magazin durchweg positiv angenommen. Ziel des Projekts ist es, bald ein eigenständiges Magazin von Geflüchteten für Alle zu schaffen. Dafür sind natürlich immer kreative Köpfe gesucht! – Wenn ihr Spaß am Schreiben habt, euch grafisch betätigen wollt, oder eine persönliche Geschichte erzählen möchtet – schreibt uns und wir leiten es weiter.

Das Horizont-Magazin ist kostenlos und erscheint monatlich. Ihr findet es in zahlreichen sozialen Einrichtungen, Cafés, Geschäften und Bars in der Stadt. Haltet mal Ausschau, Chemnitz ist neben Berlin und München die einzige Stadt, in der es ein solches Magazin gibt!

Unseren Horizont können wir jederzeit selbst bestimmen…

…und wenn wir mal eine Pause brauchen von den aufregenden Geschichten der Welt, können wir einfach in den Himmel schauen – denn dort gibt es keinen Horizont, zumindest noch nicht. 😉

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Bunte Erde – der interkulturelle Garten

Text und Bilder: Katha von Sterni

Ein warmer Sommertag, sanfter Wind, zwei Kinder spielen mit selbst gebauten Schwertern aus Ästen und eine Dame erntet Radieschen. Als wir am späten Nachmittag den Garten betreten, wartet Mohammed schon auf uns.

Er selbst ist vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Direkt bei der Erstaufnahme-Station nach seiner Flucht erzählte ihm jemand vom „Bunte Erde“ Gartenprojekt und er war sofort begeistert von der Idee. Über kleinere Gartenfeste und Grill-Abende in dem Garten knüpfte er schnell die ersten Kontakte. Heute ist er selbst ein aktives Mitglied und gestaltet das Garten-Leben liebevoll mit.

Manchmal veranstaltet er mit den anderen Mitgliedern zusammen Koch- und Grillfeste in dem Garten und ab und zu finden dort auch Workshops statt. Letztens wurde zum Beispiel Kräuter-Seife hergestellt und Duftsäckchen geschnürt. Was gerade so los ist, wird immer auf der Website und auf Facebook geteilt. Der Garten versteht sich generell als Ort der Begegnung und des Austauschs verschiedener Kulturen. Und wie kann man andere Kulturen besser kennen lernen, als durch gemeinsames Gärtnern, Pflanzenkunde und Kochen?!

Neben dem eigenen Beet gibt es auch Gemeinschaftsflächen, die von allen gemeinsam gestaltet werden können. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So ist schon ein Insektenhotel, ein Bienenstock, ein selbstgebautes Zelt aus Stöcken, ein Sandkasten u.v.m. entstanden. Besonders schön und einzigartig fanden wir den Weg, der an den Beeten entlangführt. Dieser ist mit bunten Mosaiken gepflastert, die bei einem Workshop mit Kindern gestaltet wurden.

Der Garten ist Teil des Integrationsnetzwerks in Chemnitz und steht mit vielen Einrichtungen der Migrantenarbeit in Kontakt. Das ca. 2000 Quadratmeter große Grundstück wird dafür von der Stadt zur freien Verfügung gestellt. Es liegt am unteren Kaßberg in der Franz-Mehring-Straße 39. im Hinterhof eines Häuserkarrees. Für 2,50€ den Quadratmeter, kann man sich ein Stückchen Erde mieten und nach Belieben bepflanzen. Der Verein zählt aktuell rund 35 Mitglieder, einige teilen sich auch ein Beet und man hilft sich gegenseitig, wenn mal weniger Zeit ist.

Nach unserem Besuch in dem Garten haben wir uns total glücklich und entspannt gefühlt. Es war wie als wäre man kurz in einer anderen Welt gewesen und wir überlegen schon, uns einen RABBAZ-Garten zu mieten. Da werden dann natürlich erst mal Kakaobohnen und Wein angebaut! 😉

In Chemnitz gibt es einige dieser offenen Gartenprojekte. Auf dem Sonnenberg kann man sich zum Beispiel der Gartenutopie anschließen und im Schlossviertel gegenüber der Zukunft gibt es den Kompott – Garten. Also an alle grünen Daumen und die die es werden wollen – lets fetz!

Seifenblasenplatzen

Im letzten Jahr musste Chemnitz viel aushalten. Ja und schon schießen beinahe jedem von uns diverse Bilder und Erinnerungen durch den Kopf.

Hohe Reden wurden geschwungen, Nächte durchdiskutiert und verbal die Welt verbessert.

Es wurde viel gewünscht, geredet und vor allem gemeckert. Ein stetiger Wechsel aus Hoffnung und Enttäuschung. Dabei vergisst man oft, über den eigenen Tellerrand zu schauen, oder wie wir sagen – die eigene Seifenblase zerplatzen zu lassen. Was passiert hier außerhalb der braunen Schlagzeilen aus den Nachrichten-Apps?

Deshalb haben wir euch in den vergangenen Monaten auf Instagram Menschen vorgestellt, deren Ideen zu Taten geworden sind, die Stadt bewegen und Menschen zusammenbringen. Hier findet ihr nun über jedes der Projekte einen ausführlichen Artikel. Viel Spaß! 🙂 

Bild und Text: Katha von Sterni

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Bunte Erde
Der interkulturelle Garten
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Die Buntmacherinnen
Parteineutraler Wahlkampf für die Demokratie
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Das Horizont Magazin
Es gibt so viele Geschichten die erzählt werden wollen
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Die Bordsteinlobby
Freie Kultur offen legen