Basketball ist der Beste Sport der Welt

Wenn man um null Uhr dreißig und betrunken eine Idee hat, dann kann sie nur gut sein. In unserem Fall war sie genial: Lass mal zum Basketball gehen! Da ich schon seit längerem ein bescheidenes Interesse für Basketball entwickle, war das für mich DIE Idee. Dass ich eigentlich aufhören wollte Geld für sinnlose Sachen auszugeben war da auch egal und außerdem war die Sache ja auch nicht sinnlos. Wie gesagt, es war eine geniale Idee. Da bleche ich gerne mal 23 Euro für ein Ticket von einem Team, zu dem ich absolut keinen Bezug hatte. Bis auf die Tatsache, dass ich nach Chemnitz gezogen bin und wie kann man als waschechte*r Chemnitzer*in nicht die Niners sehen wollen. Es war also beschlossene Sache. Wir gehen zu einem Niners Spiel.

Unsere Plätze waren irgendwo im Fanbereich, da war ich schon ein bisschen nervös. Das lag vor allem an meinen vorherigen Erfahrungen mit Fans, und das waren leider nur Fußballfans. Wir alle wissen, wie Fußballfans sein können. Ich dachte mir also, wenn ich da nicht in Orange-Schwarz angemalt und jedem erhältlichen Niners-Merch auflaufe, dann schlagen die mich bestimmt zusammen. Das kann aber auch nur meine anxiety gewesen sein, oder die Aufregung. So genau weiß ich das nie.

Wie sich das für richtige Fans so gehört, kamen meine Begleitung und ich erstmal fünfzehn Minuten zu spät. Das war in dem Sinne ein bisschen schade, da wir dadurch fünfzehn Minuten weniger Zeit hatten, zu verstehen, was eigentlich abgeht … auf dem Spielfeld. Aus meinen zwei Jahren Erfahrung Basketball in der Oberstufe (ich wollte damals eigentlich lieber Volleyball spielen, aber man nimmt, was man kriegen kann, solange es nicht Kraftsport war) wusste ich, dass der Ball in den Korb gehört und dass man maximal drei Punkte machen kann. Das aber auch nur wenn man von der Linie außen um den Korb den Ball in den Korb wirft. So begrenzt war mein Wissen also gar nicht.

Bevor wir jedoch dem Spiel unsere ungeteilte Aufmerksamkeit widmen konnten, mussten wir erstmal unsere Plätze finden. Auf der sagenumwobenen Fan-Tribüne. Dam Dam Daaaaam. Und jetzt kommt die Enttäuschung. Die Fans haben uns tatsächlich nicht zusammengeschlagen, weil wir nicht aussahen wie Fans. Die sahen selbst nicht aus wie Fans. Mein komplettes Weltbild geriet ins Wanken. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Was mir jedoch wichtig gewesen wäre, wäre mindestens einmal in meinem Leben in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Nur um sagen zu können: Ich war dabei! Leider waren die Niners Fans sehr nette und zuvorkommende Leute, die uns keineswegs etwas Böses wollten.

Unsere Suche nach unseren Sitzplätzen ist da leider noch nicht zu Ende. Man könnte eine Trilogie aus unseren Platzwechseln machen. Teil 1: Wir hatten keinen Plan wo zur Hölle wir hinsollten. Teil 2: Wir haben unseren Platz und unsere Tribüne gefunden, da waren aber schon Leute. Teil 3: Es ist uns egal, weil wir eh keinen Plan haben, und wir suchen uns einen neuen Platz. Völlig sinnlose gelöschte Szene: Ich treffe meine Arbeitskollegen und es sind noch zwei Plätze neben ihnen frei. Win-Win.

So einfach sollte unser Leben aber nicht bleiben. Die nächste Herausforderung war das Klatschen, bzw. die Fan-Rufe oder wie auch immer man das nennt. Dabei gab es zwei Hauptprobleme und Auffälligkeiten, die mich ins Stutzen brachten. Zunächst habe ich etliche Male noch weiter geklatscht, obwohl alle anderen schon aufgehört hatten. Das war mir anfangs noch superpeinlich, aber dann habe ich es einfach nicht mehr gemacht. Dann musste man noch herausfinden was und wie laut und wie schnell man mit rufen musste. Diesen Teil habe ich einfach direkt weggelassen. Man muss auch seine Grenzen kennen. Hauptsächlich stand ich also da und habe geklatscht, mal zum richtigen und mal zum falschen Zeitpunkt.

Viele Male ließ ich während des geistesabwesenden Klatschens, wenn mir das Spiel anscheinend nicht interessant genug war, meinen Blick durch die Halle schweifen. Und hier bemerkte ich die erste „Auffälligkeit“: Warum zur Hölle sitzen die auf der anderen Seite nur? Besonders die in Tribüne C. Seid ihr euch zu gut, um aufzustehen? Ihr VIPs. (Mit Verachtung geschrieben und beim Aussprechen gespuckt). Das irritierte mich etwas und erinnerte mich an die Schulzeit, mit den „Cool-Kids“ und den „Not-so-Cool-Kids“. Die Cool-Kids haben nämlich nie Begeisterung für irgendwas gezeigt, denn das ist ja voll uncool, … jo. Die meiste Zeit dachte ich mir aber nur: Hehe, wir haben sowieso viel mehr Spaß als ihr und kriegen keine Hämorriden. Von dieser Kritik weitestgehend ausgeschlossen sind Tribüne B und D. Da waren sehr viele Kinder, da will ich nicht so sein.

Nach der ersten Pause, Halbzeit, Zeit-Dingens erkundigte ich mich erstmal, was genau so ziemlich alles beim Basketball bedeutet. Ich werde das jetzt nicht erläutern das könnt ihr euch im Internet angucken. Das hatte den erstaunlichen Effekt, dass ich mir ab dem Zeitpunkt bei jedem Foul dachte: Hä, das kann doch gar nicht sein!!!!!! Das war nie im Leben ein Foul!!!!!! Man eyyy!!!! (hier weitere Kraftausdrücke einfügen). Obwohl ich eigentlich nach wie vor keinen Plan hatte. Aber der Spirit war da und darum geht es ja schließlich beim Basketball. Den Spirit. Und der war phänomenal. Das ist ohne sarkastischen Unterton gemeint.

Während der Ball also hin und her gedribbelt wurde, fieberte ich immer mehr mit. Von mir selbst überrascht, überlegte ich, ob das jetzt meine neue Persönlichkeit wird. Auch während sich das Spiel dem Ende neigte und es nach einer oberaffengeilen Führung der Niners wieder den Berg runter ging, glaubte ich fest daran, dass sie das noch reißen. Welch süßes Glück Ahnungslosigkeit doch sein kann. Das Ende der Geschichte war, sie haben es leider nicht mehr gerissen … aber sie sahen gut dabei aus. Das war schon ein wenig enttäuschend. Ich merkte aber schnell, dass das nichts an meiner Sympathie änderte. Ich war jetzt einfach ein Niners Fan. Punkt. Und ja, es ist meine neue Persönlichkeit.

Text: Hanna Kalf
Picture: Annabella B
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